Sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, ist ein mühseliges Geschäft. Denken ist anstrengend! Zu jedem Ereignis, zu jeder Nachricht muß man sich sein eigenes Urteil bilden. Ja, es ist auch aufregend, „spannend“, wie man heute gern sagt, aber eine Last ist es schon auch, und manchmal ist man, halb im Ernst, neidisch auf die Menschen mit einer fix und fertigen Weltanschauung. Während man jeden Stein in der Hand wiegt und sinniert, wo er im Bau seinen Platz finden könnte, ziehen sie ohne Federlesens ihre Fertigbauteile hoch.
Wer aber die Bequemlichkeit liebt, ist in einer Ideologie gut aufgehoben. Ideologen leben – geistig – den lieben langen Tag in einer Wellness-Oase. Sie wissen ja schon alles, ihr Gehirn arbeitet deshalb auf kleiner Flamme. Sie nehmen nur noch wahr, was sich in ihr Weltbild bequem einfügen läßt.
Oh, what a wonderful world.
Wir anderen haben es da schwerer. Aber die Mühe lohnt sich! Wer einmal längere Zeit im Kerker einer Ideologie zugebracht und sich endlich von ihr befreit hat, wird dieses Glücksgefühl nicht vergessen. Es ist unbeschreiblich.
Man möchte nie wieder darauf verzichten. Nicht für allen Tee Chinas!