Brett Kavanaugh ist nicht gerade ein Mann, den ich im Supreme Court sehen möchte (ich habe auf CNN längere Ausschnitte aus seiner Anhörung verfolgt), aber man macht ihm ja nicht Vorwürfe, die seine fachliche Kompetenz oder (worüber man noch streiten könnte) seine konservative Einstellung betreffen. Nein, man gräbt, um ihn beruflich zu vernichten, sexuelle Eskapaden aus seiner Zeit an der Highschool aus, was im puritanischen Amerika auch im Jahr 2018 noch für einen Skandal gut ist.
Auch die #metoo-Bewegung ist ja ein Kind dieser amerikanischen Bigotterie.
Aber es kommt noch schlimmer: Kavanaugh hat damals auch Bier getrunken! Natürlich finden sich da ein „früherer Studienfreund“ und ein college friend, die das alles bestätigen, und große US-Zeitungen zögern nicht, ihre Aussagen detailliert wiederzugeben. Kavanaugh selbst sagt:
I drank beer with my friends. Almost everyone did.
Und dann fügt er – fast trotzig – hinzu:
I liked beer. I still like beer.
An dieser Stelle hat man nicht nur Mitleid mit einem Mann, dessen private und berufliche Existenz durch politische Winkelzüge zerstört werden soll, man ist fast froh, daß er sich endlich einmal ein wenig aufbäumt gegen seine Widersacher, auch wenn es ihm wenig helfen wird.
Ob er an Gott glaube, wird er allen Ernstes von einem Senator gefragt. Aber viel treffender wäre an dieser Stelle der Verweis auf Jesus und die Ehebrecherin gewesen, die gesteinigt werden soll (Joh 8,3). Denen, die um die Todgeweihte herumstehen, sagt Jesus:
Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.
Und alle machen sich still davon.
Die Senatoren aber bleiben sitzen. Sie zögern nicht, den ersten Stein zu werfen.
Die Hypothek, die seit den Pilgervätern auf diesem Land lastet, wiegt schwer – auch noch im 21. Jahrhundert.