Erinnern Sie sich noch an die Schwarzwaldklinik? Das war in den 80er Jahren eine der populärsten deutschen Fernsehserien. Wenn Professor Brinkmann zum Skalpell griff, schaltete fast ganz Deutschland den Fernseher ein – die Episode „Die Schuldfrage“ sahen am 17. November 1985 sage und schreibe 27,97 Millionen Zuschauer – eine heute undenkbare Einschaltquote.
Die (fiktive) Klinik lag im Glottertal im südlichen Schwarzwald. Die malerische Landschaft hat (neben den üblichen menschlichen Konflikten, wie sie in solchen Seifenopern mehr oder weniger unterhaltsam beschrieben werden) nicht wenig zum Erfolg der Serie beigetragen.
Mit der Schönheit wird es bald vorbei sein.
In Baden-Württemberg ist mit den letzten Wahlen der grüne Geist eingezogen. „Laßt hundert Blumen blühen“, forderte einst Mao Tse-tung (auch Mörder großen Stils haben ja ihre poetischen Momente!). Laßt im Ländle tausend Windräder rotieren! – das fordert, gänzlich unpoetisch und mit sachlich-ingenieurhaftem Rigorismus, die Regierung Kretschmann. Und sie fordert es nicht nur, sie wird es mit allen Mitteln durchsetzen. Wetten?
Wir haben es hier mit Grünen zu tun, die völlig denaturiert sind. Sie haben (zumindest auf der Leitungsebene) kein Gespür mehr für die Natür, für ihre Schönheit, für ihre Schutzbedürftigkeit. Ich erinnere mich noch gut an die 60er und 70er Jahre, also an die Anfangszeit der grünen Bewegung. Wenn man da von der Schönheit der Natur geredet hat, ist man aus allen Parteien heraus mit Hohngelächter überschüttet oder – bestenfalls! – milde belächelt worden. Man war ein Spinner, ein freak. Die nur noch (energie-) technologisch ausgerichteten Grünen, das ist die traurige Wahrheit, würden heute in das Gelächter einstimmen.
Es gibt diesen schönen Satz aus einem Gedicht von Günter Eich (ich habe ihn vor kurzem zitiert): „Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume!“ Ich behaupte geradeheraus: die Grünen möchten es. Sie zerstören den Wald da, wo er am schönsten ist: in unseren Mittelgebirgen. Der Wald wird zum bloßen Standort von Windkraftanlagen degradiert, man zerstört ohne jede Hemmung die schönsten Sichtachsen im Gebirge, man zerstört den Trost, der von diesen Wäldern ausgeht. A thing of beauty is a joy forever? Nicht mit uns, sagen die Grünen. It will never pass into nothingness, heißt es in Keats‘ wunderschönem Gedicht von der Schönheit, aber da hat er seine Rechnung ohne die Grünen gemacht. Schönheit, Trost, Frieden – das sind Wörter, die Künast und Trittin und Genossen völlig fremd sind. Sie kommen offenbar fast allesamt aus der linken, technisch orientierten Strömung der grünen Bewegung her, mit der sie ihre Machbarkeitsphantasien, ihre Ingenieursmentalität teilen.
Und was hat das alles mit dem Glottertal zu tun?
Dort hat gerade (wie man in der heutigen F.A.Z. nachlesen kann) eine Art Probeabstimmung stattgefunden: auf die Frage, ob man auf Brombeerkopf, Scheresköpfle und Wuspeneck Windräder aufstellen soll, hat sich tatsächlich eine Mehrheit von 641 zu 521 für die Windräder ausgesprochen.
Weil es aber in den meisten Orten anders aussieht, will man den Widerstand der Bürger gegen die Verspargelung des Schwarzwalds jetzt mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen brechen: das geht von der Einrichtung von Runden Tischen bis zur gesetzlichen Erschwerung von Bürgereinsprüchen.
Der Erfolg ist zweifelhaft. Und auch im Glottertal wird man einmal begreifen, was man mit einem solchen Beschluß den künftigen Generationen angetan hat.