Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß mir einmal, wenn es um die Berichterstattung aus den Vereinten Nationen geht, die Reden von Vertretern Nordkoreas, Chinas, Rußlands und des Iran mehr (Schaden-) Freude bereiten würden als die des Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Aber so ist es.
Der eitle, bramarbasierende US-Präsident, der vor den Staats- und Regierungschefs aus aller Welt wie ein trotziges Kleinkind mit dem Fuß aufstampft, macht ja nicht nur sich selbst zum Gespött, sondern auch seine Wähler – und sein ganzes Land. Nicht great again macht er Amerika durch seine lächerlichen Auftritte, sondern klein, kleiner als je zuvor.
Wann hat es das schon einmal gegeben, daß ein US-Präsident als „geisteskranker, seniler Amerikaner“ (Kim Jong-un) bezeichnet wird, ohne auf Empörung zu stoßen, daß man seine Rede als „schamlose und ignorante Haßrede“ bezeichnet, die „ins Mittelalter und nicht ins 21. Jahrhundert“ gehöre (Iran)? Daß selbst die Vertreter von Rußland und China, verglichen mit diesem diplomatischen Trampeltier, als politisch klug, ja weise erscheinen?
Europa kann sich freilich über die Schwäche des mächtigsten Landes der Welt nicht freuen. Dazu sind die USA viel zu wichtig zur Verteidigung unserer gemeinsamen freiheitlichen Werte, die heute gefährdet sind wie lange nicht mehr. Und es kann sich selbstverständlich auch nicht in die inneren Angelegenheiten der USA einmischen. Aber es kann diesen Werten, die ein großer Teil der amerikanischen Volkes durch die Wahl Trumps zum Präsidenten mit Füßen getreten hat, eine Zuflucht geben, bis auch in anderen Teilen der Welt wieder Vernunft eingekehrt ist.