Die politische Atmosphäre in Deutschland, so teilte das türkische Außenministerium gestern auf Geheiß des Sultans mit, sei beeinflusst von „rechtsradikaler und rassistischer Rhetorik“. Und weiter:
Die Wahlkampf-Kampagnen in Deutschland fußen auf gegen die Türkei gerichteten Ressentiments und zielen darauf ab, den Beitritt unseres Landes zur EU zu verhindern.
Türkische Bürger, die in Deutschland leben oder planen, dorthin zu reisen, sollten vorsichtig sein und umsichtig handeln im Falle möglicher fremdenfeindlicher oder rassistischer Zwischenfälle, Verhaltensweisen oder verbaler Attacken.
Viele deutsche Zeitungen nennen das eine „Reisewarnung“, aber damit hat es natürlich nichts zu tun. Es ist nur ein weiterer schamloser Versuch Erdogans, die bei uns lebenden Türken und unsere türkischstämmigen Mitbürger gegen uns aufzuhetzen. Dieses Ziel, das bei ihm immer auch eine innenpolitische Komponente hat, verfolgt er schon seit vielen Jahren – ganz offen übrigens seit seiner berüchtigten Kölner Rede, in der er (ohne von unserer Regierung die verdiente Antwort zu bekommen!) „Assimilation“ als Verbrechen bezeichnet hat.
Alle Menschen mit türkischem Hintergrund, so denkt er wohl, sind unselbständige, hilflose Wesen, die nur unter dem Schutz des Sultans überleben können. Aber warum kehren sie dann nicht ins Mutterland zurück, um dem Sultan noch näher zu sein? Warum bleiben selbst die bei uns, die beim Referendum für Erdogan gestimmt haben?
Weil auch sie, ob sie es zugeben oder nicht, hier Freiheiten genießen, die in Erdogans Türkei undenkbar sind.
Erdogan ist ein Aufwiegler, ein Haßprediger. Er will einen Keil zwischen Deutsche und Türken treiben, er will, wie es Cem Özdemir ausdrückt, „den Spaltpilz nach Deutschland tragen“. Dafür ist ihm jedes Mittel recht.