Von dem Berliner Mörder Anis Amri soll ein Video aufgetaucht sein, in dem dieser dem IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi „die Treue schwört“.
Und alle deutschen Zeitungen plappern diese Formulierung nach.
Aber wie – um Himmels willen! – kann man das schöne deutsche Wort „Treue“ verwenden, wenn ein kaltblütiger Mörder sich mit einem anderen kaltblütigen Mörder verbündet? Das mögen Kumpane sein, Mitglieder einer feigen Mörderbande, aber hier von Treue zu reden, zeugt nicht gerade von sprachlichem Feingefühl.
Schlimmer noch: man übernimmt einfach die eitle Selbstinszenierung dieser Banditen bis in ihr perverses Vokabular hinein – so wie man es ja auch schon seit längerem mit der Bezeichnung „Märtyrer“ macht, die nicht einmal mehr in Anführungszeichen gesetzt wird. Auch da übernimmt man mit dem Wort die sprachliche Umwertung der Werte, denn ein Mörder kann niemals ein „Märtyrer“ sein, er ist und bleibt – ein Mörder.
Ein Journalist hat auch eine große Verantwortung für die Sprache, in der er schreibt, und im Kontext von terroristischen Anschlägen von „Treue“ und „Märtyrer“ zu sprechen, verbietet sich eigentlich von selbst.