Der Niedergang einer Talkshow – Anne Will wird immer mehr zur Maischberger

Es war ein neuer Tiefpunkt des öffentlich-rechtlichen Fernsehens: Anne Will gab gleich zwei Islamisten ein Forum zur besten Sendezeit am Sonntagabend. Eine Konvertitin aus der Schweiz durfte vollverschleiert im Niqab auftreten und über die Islamophobie in Deutschland schimpfen, und Anne Will plauderte mit der Vermummten, als sei das die normalste Sache der Welt. Ein Berliner Imam, dessen Moschee vom Verfassungsschutz beobachtet wird, weil dort immer wieder Haßprediger auftreten, war auch da – und stellte sich dumm (man kennt das ja von vielen „Imamen“ bei ihren Fernsehauftritten). „Ich bin klein, mein Herz ist rein – so könnte man seinen Auftritt zusammenfassen. Dazu kam noch ein Vater, dessen Tochter nach Syrien aufgebrochen ist: auch er schiebt, ohne einen Anflug von Selbstkritik, die Schuld daran den deutschen Behörden zu.

Ein Trauerspiel, und ich frage noch einmal: warum lädt man Menschen ein, die das Fernsehen nur als Forum für ihre islamistische Ideologie und für ihre dreisten Lügen mißbrauchen? Warum gibt man einer kleinen radikalen Minderheit unter den Muslimen immer und immer wieder die Gelegenheit, ihren Haß und ihre politische Propaganda zu verbreiten? Anne Will reagiert darauf kühl und abstrakt:

Das gehört zu unserem Werteverständnis, dass wir uns mit anderen Meinungen auseinandersetzen.

Dann könnten wir aber auch einen Neonazi in Springerstiefeln ins Studio holen (am besten mit Hakenkreuz am Hemd!) oder einen Hell’s Angel oder einen Rauschgiftdealer, damit die alle nach unserem „Werteverständnis“ ihre „anderen Meinungen“ darlegen können.

Und überhaupt: warum werden nicht Vertreter der großen Mehrheit der gut integrierten deutschen Muslime eingeladen, die unser „Werteverständnis“ längst teilen? Die Antwort liegt auf der Hand: weil eine Talkshow im Grunde doch nichts anderes ist als eine seichte Unterhaltungssendung, und da tragen ein wie aus der Zeit gefallener Imam aus Leipzig im wallenden Gewand oder eine vollverschleierte „Frauenbeauftragte“ aus der Schweiz natürlich viel mehr zum Entertainment bei als eine Gemüsehändlerin, die hier unter uns lebt und froh ist, nicht in der Türkei oder in Saudi-Arabien zu leben.

Mit Werteverständnis hat diese Gästeauswahl, die sich in allen Talkshows ständig wiederholt, nun wirklich gar nichts zu tun. Es ist nichts anderes als ein Abdriften in den politischen Klamauk, in den sorgfältig geplanten billigen Schlagabtausch (natürlich mit Muslimas im Publikum, die an der richtigen Stelle applaudieren, wir sind ja auch da immer schön ausgewogen!). Es ist eine offenbar nicht mehr aufzuhaltende Maischbergerisierung der Talkshows, die sich schon lange bei Plasberg gezeigt und nun auch Anne Will und ihre Redaktion eingeholt hat.

Was uns fehlt, sind wirkliche Diskussionen, wirkliche Gespräche, wie früher bei Günter Gaus: zwei Menschen, zwei kluge Köpfe, die verschiedener Meinung sind, aber vernünftig und ruhig miteinander diskutieren.

Krawall haben wir im wirklichen Leben genug, den brauchen wir nicht auch noch im Fernsehen.

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