Ein Sultan sieht rot

Um einen Richter abzusetzen, braucht es in einem Rechtsstaat die Überwindung hoher Hürden: es müssen ihm schwere Verfehlungen nachgewiesen werden.

Der große Sultan in Ankara hat es da leichter: da war der Putsch noch nicht völlig niedergeschlagen, schon waren 3.000 weitere Richter abgesetzt. Eine Liste von mißliebigen Juristen wurde abgearbeitet, die schon lange vorbereitet war. Um Gülen und seine „Verschwörung“ geht es da gar nicht – es geht in der Türkei immer nur um einen: Erdogan. Er hat seine Spitzel überall, und wer auch nur ein Urteil fällt, das dem Sultan nicht gefällt, kommt auf die Schwarze Liste.

Ein Sultan sieht rot – so könnte man das nennen, was jetzt in der Türkei passiert. Selbst die Wiedereinführung der Todesstrafe wird (sicher nicht ohne Anweisung des Sultans!) diskutiert. Wenn jetzt Merkel und die EU für einen solchen Fall mit dem sofortigen Ende der EU-Beitrittsverhandlungen drohen, dann ist das ein richtiger Schritt. Man muß sich aber schon fragen, warum der langfristige Abbau der Demokratie in der Türkei und die schleichende Islamisierung nicht schon lange vorher dafür einen Anlaß gegeben haben.

Die Türkei profitiert (genau wie Saudi-Arabien!) von ihrer strategischen Lage, aber für die NATO, die doch so viel Wert darauf legt, daß sie eine Wertegemeinschaft ist, wäre eine Gemeinschaft ohne Erdogan auf jeden Fall die bessere Lösung. Die Luftstützpunkte, die er zur Verfügung stellt, muß man dann eben durch andere ersetzen, auch wenn das ein bißchen schwieriger wird. Es ist die Mühe wert.

Aber sich von einem Mann wie Erdogan erpressen zu lassen – das, liebe Kanzlerin, geht gar nicht. Erdogan zerstört alles, was seit Atatürk an Gutem in der Türkei entstanden ist. Gerade in der Weltstadt Istanbul wird man die Folgen spüren: der eitle Egomane (schon ein dummes Gedicht reizt ihn bis zur Weißglut!), dem die einfachen Menschen vom Lande hinterherlaufen wie die Lemminge, wird mit ihrer Hilfe die kulturelle Vielfalt dieser einmalig schönen Stadt zerstören und – zu einer Kopftuchstadt machen.

Und die Kanzlerin kann dann sagen: sie hat mit ihrer erbärmlichen Devotheit dazu beigetragen.

PS:  Die in Deutschland lebenden Türken und unsere türkischstämmigen Mitbürger sollten sich übrigens schon einmal fragen, warum sie überhaupt noch hier in unserem Land leben. Wenn sie sogar zu nächtlicher Stunde für einen Autokraten wie Erdogan auf die Straße gehen, muß man sich schon fragen, ob sie hier in Deutschland (und in der westlichen Demokratie) angekommen sind. Es hat sie ja niemand gezwungen, hier zu leben.

Man kann nicht „zweien Herren dienen“, wie es in der Bibel so schön heißt (Lukas 16, 13).

Dieser Beitrag wurde unter Islam, Politik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert