In Ägypten hat es funktioniert: da hat das Militär den gewählten Präsidenten einfach abgesetzt und die Macht übernommen. Daß so etwas in der Türkei gelingen könnte, war von Anfang an unwahrscheinlich. Erdogan ist mit großer Mehrheit in sein Amt gewählt worden, und er hat – wie man in der Nacht gesehen hat – ergebene Anhänger, die sogar den Panzern getrotzt haben.
Überhaupt hatte der Militärputsch etwas Unwirkliches, Operettenhaftes. Verstehen kann man ihn, denn aus Erdogan ist ein eitler, autokratischer Herrscher geworden, der keine Opposition in seinem Land duldet und in seiner Dünnhäutigkeit jeden bekämpft, der gegen ihn ist. Gerade unter den Militärs hat er gewütet wie ein Berserker, aber auch unter Journalisten und in der Justiz. Ein Putsch freilich ist nicht ein geeignetes Mittel, ihn aus seinem Amt zu vertreiben. So kommt man einem Erdogan nicht bei, der bei der Islamisierung der Türkei mit Bauernschläue und strategischem Geschick vorgegangen ist.
Der Putschversuch jedenfalls ist vor allem eines: das Beste, was Erdogan passieren konnte. Die Heldenverehrung, die ihm seine blind ergebenen Anhänger (auch hier in Deutschland!) entgegenbringen, wird alle vernünftigen Grenzen sprengen.
Aber keine Angst: die Wirklichkeit wird ihn wieder einholen, und in die Europäische Union wird einer wie Erdogan niemals hineingelassen.