Wo bleibt die kollektive Scham der Muslime?

Es ist eine Binsenweisheit: die meisten Muslime, die in Deutschland und in den anderen europäischen Ländern leben, sind friedlich und gesetzestreu. Die meisten von ihnen wissen es zu schätzen, daß sie hier bei uns freier leben können als in jedem muslimischen Land der Welt. Auch wenn es seit Jahrzehnten fast nur Muslime sind, die grausame Attentate begehen, so gibt es doch keine Kollektivschuld, die man der Religion zuordnen könnte. Schuld an einem Verbrechen wie dem Massaker von Nizza ist der Attentäter selbst, schuld sind seine Mitwisser und Unterstützer, und natürlich die frommen Männer, die ihn – in der Moschee oder im Internet – aufgehetzt haben.

Eine Kollektivschuld gibt es also nicht.

Aber es könnte (und müßte!) doch unter dem Muslimen etwas geben, was man einmal bei der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit „kollektive Scham“ genannt hat (das Wort stammt übrigens von Theodor Heuss, unserem ersten Bundespräsidenten). Das ist keine persönliche oder gar strafrechtlich faßbare Schuld. Es ist ein Schamgefühl darüber, was unter Hitler im deutschen Namen geschehen ist. Ich bin in der Nachkriegszeit geboren und habe schon deshalb keinen Anteil von Schuld an den ruchlosen Verbrechen des Nationalsozialismus. Aber daß so etwas in meinem Land geschehen ist, im „Land der Dichter und Denker“, das wird mich zeit meines Lebens mit Scham erfüllen.

Es gibt ja nicht nur die persönlich zurechenbare Schuld. Man ist und bleibt auch ein Teil des Landes, in dem man aufgewachsen ist – und damit bleibt man auch ein Teil seiner Geschichte. Damit ehrlich und offen umzugehen, gerade auch mit den dunklen Seiten der eigenen Geschichte, das ist für sie seelische und moralische Hygiene von größter Wichtigkeit.

Aber da haben offenbar gerade Muslime ihre Schwierigkeiten. Ein Schuldbekenntnis, wie es zum Beispiel zu jedem christlichen Gottesdienst gehört, ist da, wie es scheint, völlig undenkbar. Warum? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es die übersteigerte Interpretation von Begriffen wie „Stolz“ und „Ehre“, vielleicht ist es der machismo, der sie daran hindert, das mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa auszusprechen. Mit den vorhersehbaren Distanzierungen, wie sie auch jetzt wieder von den Islamverbänden kommen, ist es jedenfalls nicht mehr getan.

Da möchte ich schon einmal konkretere Antworten auf die Frage haben, warum fast alle Terrorakte der letzten Jahrzehnte im Namen des Propheten verübt wurden.

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