Erdogan und seine Hofschranzen

Ein autoritärer Herrscher verfügt immer über eine gewisse Bauernschläue. Dazu gehört, daß er nicht gerade die hellsten Geister seines Landes um sich schart, denn die könnten ihm gefährlich werden. Für Erdogan war schon sein Ministerpräsident Davutoglu zu intelligent, deshalb hat er ihm den Laufpaß gegeben.

Männer, die er lieber um sich hat, sind vom Schlage eines Bekir Bozdağ, seines Zeichens Justizminister von des Sultans Gnaden. Der sagte – his master’s voice – unter anderem folgendes (hier nachzulesen):

„Erst verbrennst du die Juden im Ofen, dann stehst du auf und klagst das türkische Volk mit Genozidverleumdung an“, sagte er. Den Deutschen empfahl er: „Kümmere dich um deine eigene Geschichte.“ Dass in der Resolution von einem Genozid gesprochen werde, sei eine Verleumdung des Volkes, des Staates und der Geschichte der Türkei.

Natürlich kann man auf eine so kindisch-dumme Einlassung nicht ernsthaft antworten. Bozdağ hat ja nicht einmal begriffen, daß er mit seiner Retourkutsche (ohne es zu wissen) einen wunden Punkt angesprochen hat, denn Deutschland hat sich mit seiner eigenen Schuld seit vielen Jahrzehnten auseinandergesetzt. Sich der Schuld zu stellen, ist nie leicht, es tut weh, und niemand wird sagen, daß wir uns damit leicht getan haben. Vieles ist viel zu spät begonnen worden, und doch: es gibt bei uns eine Kultur der Erinnerung und der Scham über das, was im deutschen Namen geschehen ist.

In der Türkei gibt es fast nichts derartiges: die Erinnerung an die Verbrechen des osmanischen Reiches wird in einem Schwall von falschem Nationalstolz erstickt.

Hören wir noch einen der Hofschranzen des Sultans, den AKP-Parlamentarier Burhan Kuzu:

Schäme Dich, Deutschland. Kümmere Dich erst um Deine eigene schmutzige Geschichte. Ist Hitler etwa Türke?

Nein, Hitler ist kein Türke. Aber fast alle, die vor hundert Jahren den Völkermord an den Armeniern geplant und durchgeführt haben, waren Türken.

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