Die „Türkische Gemeinde in Deutschland“, die vor Jahren schon einmal gegen die Ausstrahlung des herausragenden Dokumentarfilms Aghet – Ein Völkermord protestiert hatte, nennt die heutige Abstimmung über die Armenien-Resolution im Deutschen Bundestag eine „Polit-Show“.
Angesichts von mehr als einer Million umgekommener Armenier sagt diese Wortwahl viel aus über den moralischen Zustand der „Türkischen Gemeinde“.
Übrigens meint deren Bundesvorsitzender Gökay Sofuoglu (genau wie vor Tagen die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoğuz), die Ereignisse von damals müßten erst „wissenschaftlich aufgearbeitet“ werden. Das scheint die neue Sprachformel des Erdogan-Regimes und seiner Ableger in Deutschland zu werden, mit der sie das Schuldeingeständnis zu vermeiden hoffen.
Aber aufgearbeitet muß hier gar nichts mehr werden. Alles ist bis ins Kleinste dokumentiert.
Man wird im übrigen die Bürde der Vergangenheit nicht los, wenn man im Namen eines falsch verstandenen Nationalstolzes alles trotzig leugnet. In diesem Punkt könnte die Türkei sogar ein bißchen von Deutschland lernen. Verschweigen und leugnen – das sorgt nur dafür, daß das Thema immer wieder an die Oberfläche kommt.
PS: Ich empfehle jedem, sich den preisgekrönten Dokumentarfilm Aghet – Ein Völkermord unbedingt anzusehen, er könnte noch in der Mediathek der öffentlich-rechtlichen Sender vorhanden sein. Und natürlich sollte man zum gleichen Thema auch Franz Werfels Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh lesen – es ist einer der besten historischen Romane in deutscher Sprache.