Erdogan ist bei streng geheimen Waffenlieferungen an die syrische Opposition – mit hoher Wahrscheinlichkeit auch an den IS! – ertappt worden, und zwei angesehene Journalisten haben darüber berichtet: Can Dündar und Erdem Gül. Erdogan wollte dafür sorgen, daß die beiden dafür in den Kerker kommen, aber das oberste türkische Gericht hat sie auf freien Fuß gesetzt. Das geht gar nicht! – denkt sich der Sultan. Habe ich da ein paar Richter zu wenig entlassen? Haben meine Drohungen nicht gefruchtet? Und schon stehen die beiden wieder vor Gericht, denn Erdogan, der dünnhäutige alte Mann, der keinen Widerspruch mehr duldet, sagte, er erkenne das Urteil des obersten Gerichts nicht an.
Jetzt hat er den deutschen Botschafter mit unflätigen Worten beschimpft, weil der (wie einige andere westliche Diplomaten) den Prozeß beobachten wollte. Diplomatie verlange „Anstand und Umgangsformen“, meinte Erdogan (ausgerechner er!) und giftete:
Das ist nicht euer Land, das ist die Türkei.
Dazu fällt mir zweierlei ein.
Erstens: wenn Erdogan, der büyük lider, der Große Führer aller Türken, wieder einmal nach Deutschland kommen möchte, um unsere türkischstämmigen Mitbürger gegen das Land aufzuhetzen, in dem sie leben, dann sollten wir ihm – natürlich unter Wahrung von Anstand und Umgangsformen! – sagen, daß er hier nicht willkommen ist:
Das ist nicht dein Land, Tayyip, das ist Deutschland.
Zweitens: ein Sultan kann sich nur dann groß und übermächtig fühlen, wenn man ihm devot und untertänig entgegentritt. Das muß man vor allem der Kanzlerin ankreiden, die in Ankara brav, fast treuherzig neben ihm gestanden und um Hilfe in der Flüchtlingsfrage gebettelt hat.
So macht man sich erpreßbar, und die Folgen sieht man schon jetzt an Erdogans Wutrede über den deutschen Botschafter. Merkel mag ihm ein paar Milliarden in den Rachen werfen, aber nie – wirklich niemals! – darf man einem Regime wie dem türkischen Hoffnung machen, daß es in die EU, den „Christenklub“, wie Erdogan unser Europa abschätzig nennt, aufgenommen wird.
Im übrigen sollte man den türkischen Botschafter einbestellen und ihm klarmachen, daß auch für einen türkischen Präsidenten Anstand und Umgangsformen gelten.