Chodorkowski – ein Mörder?

Männer wie Putin oder Erdogan stehen nie zu ihren Untaten. Das ist eigentlich seltsam, denn insgeheim (gell, Genosse Putin?) sind sie doch stolz darauf. Man denke nur an das verschmitzte Lächeln auf Putins Gesicht, als er im nachhinein von seiner Eroberung der Krim erzählt hat. Er ist sicher heute noch stolz darauf, wie er damals mit seinen Soldaten und Panzern (alle ohne Hoheitszeichen) die ganze Welt getäuscht hat. Auch die Morde an Journalisten und Oppositionellen sind natürlich immer von „Kriminellen“ begangen worden. Notfalls stellt man ein paar tschetschenische Diebe vor Gericht und steckt sie ins Straflager.

Oppositionelle kommen grundsätzlich vor Gericht, nirgendwo sonst gehören sie hin. Das ist wie bei den Hühnern: ein freilaufender Oppositioneller ist immer gefährlich, für ihn ist Käfighaltung die beste Lösung (sie wird ja schon während des Prozesses praktiziert).

Natürlich steckt man die Oppositionellen nicht ins Gefängnis, weil sie Oppositionelle sind, Gott bewahre! Nein, da zeigt die russische Obrigkeit eindrücklich, wieviel Einbildungskraft noch in ihr steckt. Nehmen wir den Blogger Alexei Nawalny, eine lästige Zecke im Fleisch des Herrschers über alle Reußen. Er wurde wegen Holzdiebstahls verurteilt! Oder Julia Timoschenko, damals eine ebenso lästige Zecke im Fleisch des korrupten ukrainischen Präsidenten Janukowitsch: sie wurde beschuldigt, Auftragskiller angeheuert zu haben!

Jetzt also Chodorkowski. Selbst ein stalinistischer Schauprozeß und zehn Jahre Straflager haben ihn nicht brechen können. Kurz vor den olympischen Spielen in Sotschi ist dann die Gnade des Herrn über ihn gekommen: er durfte ausreisen. Wer vor kurzem den Film „Citizen Khodorkovsky“ gesehen hat, weiß, wie gefährlich dieser Mann für Putin selbst in der Schweiz noch ist. Er ist kein Eiferer, kein Revolutionär: aber trotz seiner sanften Stimme ist er ein unerbittlicher und mächtiger Gegener des russischen Präsidenten.

Was kann ein Putin da tun? Er läßt Chodorkowski zur Fahndung ausschreiben.

Sicher, man hat ihn begnadigt, aber – wie bestellt! – kommen auf einmal neue, listig erfundene Missetaten ans Licht: einen Bürgermeister soll Chodorkowski ermordet haben, und auch einen Anschlag auf einen Ölmanager habe er in Auftrag gegeben.

Lüge und Korruption: das ist das Herz des Systems Putin. Wer dagegen aufbegehrt, dem droht (etwa bei der Anmeldung von Demonstrationen) die finanzielle und bürgerliche Vernichtung.

Schlimmstenfalls, wenn er sich auch dadurch nicht einschüchtern läßt: die Kugel. Natürlich von irgendeinem tschetschenischen Tagedieb. So einen findet man immer.

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