Sigmar Gabriel ist der Vorsitzende einer ehemals großen und bedeutenden Volkspartei. Diese Partei aber schrumpft seit Jahren: sie liegt im Bund bei knapp über 20 % und muß bei manchen Landtagswahlen im Osten froh sein, zweistellig zu bleiben. Auch unter Gabriel, der ihr kaum Impulse geben kann, dümpelt sie vor sich hin.
Da ist es mehr als seltsam, daß Gabriel im Gespräch mit Journalisten immer wieder den Zampano gibt. So auch gestern in Berlin direkt. Bettina Schausten hat sich von ihm (zurecht!) nicht einschüchtern lassen und immer wieder nachgefragt, wenn er allen wirklich wichtigen Fragen ausgewichen ist. Daß er sie dann immer nach Gutsherrenart angeherrscht oder mit ironischen Einwürfen bedacht hat, wirft ein schlechtes Licht auf ihn. Es ist die Pflicht von Journalisten, bohrend nachzufragen. Wer das als Politiker nicht erträgt, hat seinen Beruf verfehlt.
Nach dem Debakel mit Marietta Slomka jetzt also Bettina Schausten. Gabriel ist kein rhetorisch begabter Politiker – das muß er auch nicht sein. Dann sollte er aber sein Anliegen auch nicht vorbringen wie ein Schüler in einem Diskutierwettbewerb. Gabriel wollte immer nur auf die Differenzen zwischen Merkel und Seehofer abheben. Eigene Lösungsvorschläge hat er offenbar nicht. Als ihm Bettina Schausten sein einfach gestricktes Konzept verdorben hat, war er ungehalten. Sehr ungehalten!
Ein dünnhäutiger Polterer: so wird er die SPD nicht aus dem Ghetto bringen. Auf Journalisten einzuschlagen, weil man (als Vizekanzler!) selbst ohne vernünftiges Konzept dasteht, das ist nun wirklich keine intelligente Strategie.