Same procedure as every year – wenn der Sommer kommt, kann man sicher sein, daß auf dem Portal von heilpraxisnet.de zur Ausrottung irgendeiner Giftpflanze aufgerufen wird. Und man kann auch sicher sein, daß fast alle Zeitungen diesen Schmarrn nachdrucken.
Diesmal ist es wieder das arme Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea). Irgendwann einmal, vor vielen, vielen Jahren, soll ein Pferd daran gestorben sein, und seine Besitzer haben, wie man liest, einen öffentlichen Feldzug gegen das Kraut begonnen. Das ist zu einer unendlichen Geschichte und auch zum Auslöser von tausend Tatarenmeldungen geworden. Ausrotten! – das ist die Parole, die jetzt wieder von einigen Lehrstühlen über den Bauernverband bis zur letzten Provinzzeitung ausgegeben wird.
Ausrotten! Mit Stumpf und Stiel!
Wer glaubt, daß das möglich (oder auch nur nötig) ist, sollte möglichst bald einen Psychologen seines Vertrauens aufsuchen. Giftpflanzen, das weiß jedes Kind, gibt es, seit es Pflanzen gibt. Wildtiere haben sich im Lauf der Evolution daran gewöhnt: sie lassen sie einfach stehen. Auch unsere Weidetiere essen sie nicht, das weiß jeder Gebirgswanderer. Die Almen sind leergefressen, aber die giftigen Pflanzen werden nicht angerührt.
Da braucht es keinen Ausrottungsfeldzug, zu dem jetzt wieder alle sensationsgierigen Blätter blasen, um noch ein paar Leser mehr zu bekommen.
Und gewinnen, liebe Leut, könnt ihr gegen die Natur sowieso nicht! Das Gift, das viele Pflanzen und Pilze im Laufe der Evolution entwickelt haben, ist doch gegen Freßfeinde gerichtet. Und die sind inzwischen durch Schaden klug geworden. Es ist kein großes Problem für sie.
Nur der Mensch glaubt, daß alles nach seiner Pfeife tanzen muß. Tut es aber nicht.