Die traditionelle Familie war schon Karl Marx ein Dorn im Auge. Seine Nachfahren, unter ihnen auch der Herr Ramelow, eifern ihm darin nach. Freilich tut sich da ein Problem auf, und zwar in Gestalt des Grundgesetzes. Man kann Artikel 6, Absatz 1 unserer Verfassung nicht oft genug zitieren:
Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.
Hier geht es nicht um die sexuelle Vielfalt und besondere Praktiken der Lust (das muß man den Vertretern der Schwulenverbände offenbar erst erklären!), hier geht es um die Ehe als ein kulturelles Institut, als eine der großen kulturellen Errungenschaften der Menschheit. Vater, Mutter, Kinder – das ist viel mehr als Fortpflanzung und Sexualität. Nur die traditionelle Familie sichert den Fortbestand einer Gesellschaft, und sie ist viel, viel mehr als nur eine unter vielerlei „Beziehungen“.
Die Schwulenverbände zücken in solchen Diskussionen sofort ihre Homophobie- oder (ersatzweise) die Diskriminierungs-Keule. Beides ist, jedenfalls in unserem Land, gleich absurd. Wer die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau schützt, handelt gemäß unserer Verfassung und diskriminiert niemanden. Wer die traditionelle Ehe zugunsten von beliebigen sexuellen Beziehungen relativieren oder aufheben will, der diskriminiert: er greift in den Kernbestand unserer Kultur ein und macht die Ehe zu einer Möglichkeit unter vielen. Das aber ist sie eben nicht.
Nicht die Anhänger der traditionellen Familie diskriminieren also, sondern (auch wenn sie scheinheilig das Gegenteil behaupten) die Schwulenverbände. So wie es, in den absurden Pamphleten der Gender-Theorie, auf einmal nicht mehr nur zwei biologische Geschlechter geben soll, sondern hunderte, so ist für diese Verbände die Ehe zwischen Mann und Frau nur eine (und nicht einmal die wichtigste!) von hundert denkbaren Möglichkeiten, und sie bestehen partout darauf, daß alle diese bunten Beziehungen rechtlich gleichrangig sind.
Die Schwulen- und Lesbenverbände sind Lobbyverbände, die sich als Vertretung von armen, unterdrückten, diskriminierten Minderheiten tarnen. Sie sind aber in Wirklichkeit alles andere als das: sie haben – politisch und in den Medien – eine enorme Macht, sie haben für sich die Deutungshoheit über alle Fragen der Sexualität erobert, und kaum jemand wagt es, ihre Kompetenz in Frage zu stellen. Sie sind die Guten, und wer daran zweifelt, gehört zu den Bösen: er diskriminiert Minderheiten, er ist homophob, und vor allem (und das betrachten sie wahrhaftig als Schimpfwort!): er ist konservativ.
Der feine Herr Ramelow geht jetzt noch weiter: er will die einzige Hürde, die den totalen Sieg über die traditionelle Familie noch verhindert, über eine Bundesratsinitiative abschaffen: den Artikel 6 des Grundgesetzes. „Die Ehe“, sagt er, „muß für alle geöffnet werden“ – eine Formulierung, die plötzlich (und zwar wortwörtlich!) in allen sozial und sexuell fortschrittlichen Mündern auftaucht, und die verschleiern soll, daß es nicht um die Öffnung, sondern um die Abschaffung der traditionellen Familie geht.
Darüber sollten unsere Journalisten, die von ihrer eigenen Liberalität geradezu berauscht sind, in einer stillen Stunde einmal nachdenken.