Der Schriftsteller T. S. Eliot hat in seinem Essayband Christianity and Culture einen bemerkenswerten (und auf den ersten Blick fast zynischen) Satz geschrieben:
If you will not have God (and He is a jealous God) you should pay your respects to Hitler or Stalin.
Das heißt auf deutsch:
Wenn ihr Gott nicht haben wollt (und Er ist ein eifersüchtiger Gott), dann solltet ihr Hitler oder Stalin eure Reverenz erweisen.
So schroff, wie das klingt (der Text stammt aus dem Jahr 1939), so wahr ist es leider auch. Man kann diese einfache historische Wahrheit in einer Zeit des aufblühenden und immer triumphalischer einherstolzierenden Atheismus à la Dawkins gar nicht oft genug aussprechen: es waren nicht christliche oder hinduistische oder buddhistische Regierungen, denen Millionen von Menschen im vergangenen Jahrhundert zum Opfer gefallen sind: es waren dezidiert atheistische Regime. Es waren Lenin, Stalin, Hitler, Pol Pot (von den vielen kleineren gottlosen Figuren ganz zu schweigen, die wegen ihrer regionalen Beschränktheit mit den Mördern großen Stils nicht mithalten konnten).
Die christliche Religion hat weiß Gott auch ihre dunklen Jahrzehnte und Jahrhunderte gehabt, aber das völlig hemmungslose, industriell betriebene Morden hat erst begonnen, als Gott „tot“ war. Wer heute noch glaubt, daß moralisches Verhalten völlig losgelöst von einer religio existieren kann, sollte – statt das Geschwätz von der „Autonomie“ des Menschen und seiner Fähigkeit zu einem säkularen „Humanismus“ nachzuplappern – einen Blick auf die Geschichte werfen.
Den „Tod Gottes“ haben Hunderte Millionen Menschen mit ihrem Leben bezahlt.