Exodus – Die Afrikaner verlassen ihren Kontinent

Eine Völkerwanderung ist niemals ein Zuckerschlecken, es ist Verzweiflung, Wagemut, Not, was die Menschen zum Aufbruch bewegt, aber auch der Glaube, daß alles doch noch gut werden kann. Das gilt für die großen Wanderungen der Geschichte, etwa in den Jahrhunderten zwischen Spätantike und frühem Mittelalter, und es gilt auch für den Exodus aus Afrika, mit dem sich Europa jetzt konfrontiert sieht. Auf solche Völkerwanderungen, die oft plötzlich auftreten und schnell anschwellen, kann man sich kaum vorbereiten.

Das sollte man Europa also zugutehalten: niemand konnte damit rechnen, daß sich halb Schwarzafrika auf den Weg nach Europa macht. Niemand konnte damit rechnen, daß die Afrikaner an ihrem Kontinent einmal so verzweifeln würden, daß sie ihr eigenes Leben und das ihrer Frauen und Kinder (auch der ungeborenen!) auf Spiel setzen, nur um Afrika ein für allemal zu verlassen.

Die meisten Kommentare zu diesem Exodus, etwa von Menschenrechtsorganisationen, beschränken sich in einer Art Tunnelblick auf den moralischen Aspekt. Natürlich gehört er dazu: wer in unmittelbarer Seenot ist, wer zu ertrinken droht, dem muß geholfen werden. Das ist selbstverständlich. Aber solche Völkerwanderungen sind von einer so elementaren Wucht, daß sie die Welt der Aufbrechenden und zugleich die Welt, in die auf einmal alles hineinströmt, gründlich verändern. Da wirken die bürokratischen Maßnähmchen und Beschlüßchen unserer Politiker auf eine rührende Art vergebens. Das eigene Leben und das der Kinder aufs Spiel zu setzen, um dem Elend zu entrinnen, das geht so viel tiefer ins Menschliche hinein, daß man sich als Europäer für die eigenen Politiker nicht weniger schämt als für die moralisch korrekten Menschenrechtler, die ihre papierene Ethik wie eine Monstranz vor sich hertragen.

Ein Aspekt aber, ein politischer, wird viel zu wenig erwähnt: was ist das für ein Kontinent, der seine Bewohner dazu bringt, zu Hunderttausenden in eine zweifelhafte Zukunft zu flüchten? Es ist ein Kontinent, dessen Regierungen zum größten Teil korrupt sind, üble Regime mit Herrscherfamilien, die ihr Volk auspressen  – und fast allesamt schlimmer und grausamer als die Kolonialregierungen, auf die das heutige Afrika immer noch alle Schuld abwälzen möchte (natürlich von Linken und Grünen eilfertig darin bestätigt).

Die Souveränität, die man den afrikanischen Ländern im Zuge der Entkolonialisierung gleichsam vor die Füße geworfen hat, hat den Menschen nach einem kurzen Aufatmen nur Unheil gebracht. In keinem anderen Erdteil gibt es bis heute so wenig Hoffnung auf ein Leben in Anstand und Würde.

Der Exodus der Afrikaner ist deshalb auch ein vernichtendes Urteil über die eigenen Eliten, die ihre Länder ausplündern oder sie anderen Staaten (heute vor allem China) zur Ausplünderung überlassen.

Die Scham über kolonialistische Gewalt darf uns nicht daran hindern, das klar und deutlich auszusprechen.

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