Putin und Erdogan – zwei Männer in der Midlife Crisis

Ja, ich weiß, es ist bei beiden ein bißchen spät für eine Midlife Crisis (Putin und Erdogan sind etwas über sechzig), aber beide zeigen seit ein paar Jahren – nach langen Zeiten des ruhigen biographischen Dahinplätscherns – merkwürdige Verhaltensweisen: Psychologen würden wahrscheinlich von Verhaltensauffälligkeiten sprechen.

Sie benehmen sich jedenfalls, als hätten sie viel Versäumtes nachzuholen.

Erdogan geriert sich als neuer Sultan, der in seinem Land (und er sieht die Türkei wirklich als sein Land, als sein Eigentum an!) keine Opposition mehr duldet, der sich wie im alten Orient einen Prunkpalast bauen läßt und sich als Führer, als büyük lider aller Muslime versteht. Und Putin, der Zar aller Reußen, ist auf seine alten Tage noch einmal zum Kriegshelden geworden: er überfällt sein Nachbarland, greift sich die Krim und schickt Kriegsschiffe und Bomber in alle Weltgegenden.

Natürlich ist das alles leicht erkennbare Kompensation von eigenen Defiziten: beide haben ihre Länder international ins Abseits manövriert, weil sie die Demokratie, die freie Presse und den Rechtsstaat partout nicht mögen (und alles tun, um diese „westlichen“ Ideen daheim zu beseitigen). Wenn man aber – zumindest in vielen Teilen der Welt! – nicht mehr geliebt wird, muß man einen seelischen Ausgleich schaffen. Der eine baut dann einen tausendzimmrigen Palast, der andere widmet sich militärischen Spielzeugen und glaubt allen Ernstes, daß er dadurch mehr Ansehen in der Welt gewinnt.

So werden Männer wieder zu Kindern – aber zu ausgesprochen gefährlichen Kindern!

PS:  Putin ist gerade in Ankara eingetroffen. Da können sie ihre Wunden lecken. Aber es wäre interessant, ob der neuerdings fromme Putin seinen Gastgeber danach fragt, wie der mit der christlichen Minderheit in der Türkei umgeht. Ich vermute freilich, das wird kein großes Thema sein. Viel wichtiger ist beiden ja der gemeinsame Haß auf alles Westliche.

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