„Jeder vierte Deutsche versteht seinen Arzt nicht“ – nein, was sind wir Patienten dumm!

Die neue AOK-Studie, die zu diesem Ergebnis kommt, ist deutlich (hier nachzulesen):

Einer neuen Studie der AOK zufolge verstehen viele Deutsche ihren Arzt nicht. Ein Viertel der Versicherten könne demnach nicht umsetzen, was ihnen der Doktor rät. Dies hänge offenbar auch mit einer mangelnden Gesundheitskompetenz der Patienten zusammen. Daher wird mehr gesundheitliche Bildung im Schulunterricht gefordert.

Wie bitte? Man traut seinen Augen nicht, wenn man das liest. Da gibt sich also der Arzt redlich Mühe – und der blöde Patient begreift es einfach nicht.

Es mangelt ihm an Kompetenz!

Aber zunächst einmal mangelt es ihm ja nur an – Gesundheit. Deshalb geht er zum Arzt. Und da trifft er im Laufe eines langen Lebens auf die verschiedensten Arztcharaktere: manche sitzen einem wortkarg, fast schweigend gegenüber, und man ist froh, danach wieder an der frischen Luft zu sein. Andere, vor allem Fachärzte, geben der Arzthelferin Medikationshinweise, ohne den Patienten selbst eines Blickes zu würdigen (ein ganzer Satz zum Patienten ist schon viel!). Wir haben Jahre gebraucht, um einen Hausarzt zu finden, der vernünftig und freundlich mit seinen Patienten umgeht.

Patienten sind nun einmal Laien. Es ist nicht ihre Aufgabe, Medizinkurse zu besuchen, damit sie den Arzt verstehen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: der Arzt hat die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, mit seinem Patienten so zu reden, daß der ihn versteht. Aber offenbar spielt die Kommunikationsfähigkeit im Medizinstudium noch immer keine große Rolle.

Dabei ist diese Fähigkeit doch genauso wichtig wie die fachliche Kompetenz des Arztes. Was nutzt mir seine Kompetenz, wenn er nicht so reden kann, daß ich ihn verstehe? Ein Arzt muß sehen, wen er vor sich hat: mit einem 80jährigen muß er anders reden als mit einem Schulkind, mit einem einfachen Menschen anders als mit einem Akademiker. Die Lebenserfahrung zeigt freilich, daß es bei vielem Ärzten mit diesem Einfühlungsvermögen nicht weit her ist.

Den Schwarzen Peter dann dem Patienten zuzuschieben, ist – finde ich – ein starkes Stück.

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