Seit Juan Carlos seine Abdankung angekündigt hat, grassieren in den Medien solche Überschriften: überall im Land würden „Tausende Spanier“ gegen die Monarchie demonstrieren. Wenn man freilich genauer hinschaut, sieht man, daß keineswegs das ganze Land in Aufruhr ist. Was da mit Fahnen und dummen Sprüchen auf die Straße geht, sind die üblichen Verdächtigen: Grüppchen vom linken Rand und die aggressiven Separatisten aus Katalonien und dem Baskenland.
In Spanien leben 47 Millionen Menschen. Wer da, obwohl sich nur kleine, lautstarke Grüppchen auf den Straßen versammeln, mit reißerischen Überschriften die Lust auf Sensationen bedient, ist kein seriöser Journalist. Die Artikel selbst stellen übrigens, wie meistens, die Sachlage treffend dar. Wozu aber, um Himmels willen, braucht man dann solche Überschriften?
Die sollte man BILD und Focus überlassen.
Juan Carlos hat sich Verdienste erworben, die man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Er hat Spanien nach der Franco-Diktatur auf den Weg zur Demokratie gebracht, und er hat diese Demokratie mit großem persönlichen Mut verteidigt, etwa beim versuchten Militärputsch im Jahr 1981. Das sind Verdienste, die ihm niemand mehr nehmen kann. Daß er sich im vorgerückten Alter – na, sagen wir: unwürdig benommen hat, stimmt sicher, aber man sollte doch, wenn man über einen Menschen urteilt, immer sein ganzes Leben im Auge haben.
Ich jedenfalls möchte mir gar nicht erst vorstellen, was aus einem Spanien ohne Monarchie würde, wenn die aggressiven und zentrifugalen Kräfte (samt den in Spanien traditionell starken Anarchisten) die Oberhand gewinnen. Ein regierbarer Staat wäre Spanien dann nicht mehr.