In Aachen hat bei der Verleihung des Karlspreises an Herman Van Rompuy auch der ukrainische Ministerpräsident eine Rede gehalten.
Ein Faschist aus Kiew! In Deutschland! Das geht gar nicht.
Also wurde die ganze Zeit schon getrommelt, um ein Häuflein „Demonstranten gegen die Kriegstreiber aus Kiew“ aufzubieten, zum Beispiel so:
Lasst uns gemeinsam am 29.5. Jazenjuk und den anderen ihre Party vermiesen. Holt euch Flyer: Im Linken Zentrum Aachen, Augustastraße 69. Ladet FreundInnen bei Facebook ein!
Den Aufruf haben unter anderem die folgenden Gruppen unterschrieben, allesamt sehr fortschrittlich und sehr friedensbewegt:
Antikriegsbündnis Aachen
DIE LINKE Kreisverband Städteregion Aachen
Duisburger Netzwerk gegen Rechts
Eisbrecher Wuppertal
Friedensbewegung Aachen 2014
Initiativ e.V. – Verein für Demokratie und Kultur von unten
Kurdisches Volkshaus Aachen
linksjugend [’solid] Aachen
Sozialistische Alternative (SAV) Aachen
Würselener Initiative für den Frieden
Natürlich steht in dem Aufruf, daß sich auch Putin nicht einmischen sollte, aber das ist angesichts des übrigen Textes geradezu lächerlich – oder glaubt jemand allen Ernstes, daß ausgerechnet diese Gruppen jemals gegen Putins Annexion der Krim auf die Straße gehen würden? Da geht eher ein Kamel durch ein Nadelöhr.
Nur ein paar Auszüge aus dem Aufruf:
Schluss mit der Unterstützung des Regimes in Kiew!
Wir, das ‚Bündnis Karlspreisprotest 2014′, ein Zusammenschluss friedenspolitischer und fortschrittlicher Gruppen aus Aachen und der Region, stehen weder auf Seiten von Obama und Merkel noch auf Seiten Putins.
Am 2. Mai haben rechtsextreme Schlägerbanden in Odessa ein Gewerkschaftshaus angezündet. Über 40 Menschen sind dabei umgekommen. In der neuen Kiewer Regierung sind die Faschisten der Swoboda-Partei vertreten, die zu diesen Mördern direkte Verbindungen unterhalten. Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung das neue Regime in Kiew – das auf die „eigene“ Bevölkerung schießen lässt – unterstützt. Wir fordern die sofortige Beendigung jeglicher Unterstützung der Kiewer Regierung.
Die Ukraine zeigt, wozu die Macht der Banken, Konzerne und Oligarchen in Zeiten der Krise des kapitalistischen Systems führt. Wir können nicht von den Vertretern dieses auf Konkurrenz und Profitgier basierenden Systems eine Lösung für den Frieden erwarten.
Und das DGB-Haus hat seine Räume gern für die Informationsveranstaltung dieser Gruppen zur Verfügung gestellt!
PS: Wetten, daß alle russischen Propagandamedien über diese Demonstration berichtet haben? Man lese nur die Stimme Rußlands, die auch noch das kleinste Grüppchen ausführlich zu Wort kommen läßt – wenn es nur laut genug auf die „Kiewer Faschisten“ schimpft. So wie Putin Schritt für Schritt zurück in die alte Sowjetzeit marschiert (ja, marschiert ist das richtige Wort!), so bilden diese linken Grüppchen immer wieder Aufmärsche von Untoten, die nicht leben und nicht sterben können. Ihre Körper befinden sich rein physisch im Jahr 2014, ihre Hirne aber oszillieren immer noch zwischen Lenin und Fidel Castro.