Der/die/das Wurst hat gewonnen

Nein, das Abendland geht jetzt nicht gleich unter, das Abendland hat schon ganz andere Katastrophen überstanden. Aber daß die Verwandlung eines Liedwettbewerbs in eine freak show so viel Zustimmung erhält, sollte schon einmal kulturpsychologisch untersucht werden. Wenn die Ränder allmählich zum Zentrum gemacht werden, ist das allemal bedenklich – im doppelten Sinne des Wortes: das Phänomen muß bedacht, also gründlich untersucht werden, und es zeigt zugleich, daß sich in den westlichen Gesellschaften eine Tendenz zum Grotesken und Randständigen und zu einer Ästhetik des Häßlichen verstärkt, die tatsächlich auch im anderen Sinn bedenklich ist, weil sie auf einen Verlust der kulturellen Mitte und damit auf einen Abschied von den kulturellen Traditionen unserer Geschichte hinausläuft.

Daß auch dabei wieder die erfolgreiche Lobbyarbeit der Lesben- und Schwulenverbände für “schwule, lesbische, transgender und intersexuelle Kultur (Musik, bildende Kunst, Literatur, Filmschaffen, Theater und neue Medien)” eine Rolle spielt (so etwas soll ja demnächst in Baden-Württemberg an den Schulen gelehrt werden), beweist zum Beispiel die Reaktion des ORF-Generaldirektors Alexander Wrabetz auf den Sieg der Wurst (hier nachzulesen):

 Sie überzeugte nicht nur mit ihrer tollen Stimme, sondern setzte auch ein Zeichen für Toleranz und Akzeptanz … Werte, die – gerade in dieser Zeit – noch mehr an Bedeutung gewinnen.

Der österreichische Standard schreibt:

Österreich gewann. Eine Community gewann. Eine Haltung gewann. Europa gewann.

Und natürlich darf hier auch Focus Online nicht fehlen:

Conchita Wurst gab ein Statement gegen Unterdrückung ab und musikalisches Talent setzte sich gegen Beliebigkeit durch.

Unterdrückung? Das ist geradezu absurd, wenn man an die Länder in Osteuropa, Afrika und Arabien denkt, in denen Homosexuelle wirklich unterdrückt werden. Sie werden es nach dem bizarren Auftritt eher noch schwerer haben.

Aber der Focus kann’s nicht lassen und schreibt voll revolutionärer Romantik, wie man sie ihm nicht zugetraut hätte:

Und aus ganz Europa schallte Zustimmung zurück: Nicht nur von den homosexuellen ESC-Fans, sondern von allen Unterdrückten, Kämpfern und Andersartigen.

Unterdrückte? Kämpfer? Andersartige? Da fehlen ja nur noch die Außerirdischen!

Offenbar ist der Herr Redakteur – er heißt Maximilian Kloes – in einer Zeitmaschine in den 60er Jahren gelandet und berichtet live aus der Vergangenheit. Drücken wir ihm (und uns!) die Daumen, daß er dort auch bleibt und nimmermehr zurückkommt.

Auch die Reaktion der anderen Medien zeigt, daß es hier weniger um Musik als um die erfolgreiche Lobbyarbeit der Schwulenverbände geht. In diesem Punkt braucht es keine Gleichschaltung mehr: die meisten Zeitungen und Fernsehsender folgen schon jetzt blind dem, was sie für das fortschrittliche Gebot der Stunde halten. Sie belegen damit (leider!) die Thesen über die ideologisch „linksliberale“ Ausrichtung fast aller deutschen Medien, die Thilo Sarrazin in seinem lesenswerten Buch „Der Tugendterror“ herausgearbeitet hat.

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1 Antwort zu Der/die/das Wurst hat gewonnen

  1. John Brahms sagt:

    Seit gut acht Jahren haben wir kein Fernsehgerät mehr; aber selbstverständlich bekommt man noch genug Fernsehen mit und die Themen, die gerade „angesagt“ sind. Für mich ist es erschreckend zu sehen, daß im TV nur noch Platz zu sein scheint für „abnorme“ Menschen. Vor 16 Jahren war es das singende Grandhotel „Dana International“, daß für Israel gewonnen hat – auch so ein merkwürdiger Hermaphrodit. Im Jahre 2006 gewannen Lordi aus Finnland mit Hardrock gegrölt in Horrorkostümen und nun also hat eine Wurst das Rennen gemacht – ein Mannweib. Ihr Wort von der „freak show“ trifft den Nagel auf den Kopf.

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