Vom neuen Hollywoodfilm über Noah und die Sintflut, der heute in die Kinos kommt, kenne ich nur die Vorabkritiken. Sie waren nicht dazu angetan, das Kino aufzusuchen, aber sie haben mich dazu angeregt, den Urtext zur Hand zu nehmen.
An diese biblische Geschichte habe ich leider sehr unangenehme Erinnerungen. Ich sollte im Religionsunterricht erzählen, was es am Ende der Sintflut mit der Taube und dem Ölzweig auf sich hatte, und ich habe so wirr herumgestottert, daß unser Religionslehrer schließlich ein Einsehen hatte und meinte, ich solle die Geschichte doch am besten noch einmal in Ruhe durchlesen. (Ist es nicht merkwürdig, wie das Gedächtnis gerade die peinlichsten Momente das ganze Leben lang abrufbereit hält?)
Jetzt – so ungefähr 50 Jahre später – habe ich sie tatsächlich noch einmal gelesen, und ich bin erstaunt, wie aktuell sie immer noch (oder wieder) ist. Da tritt nämlich ein Gott auf, der von den Menschen, die er geschaffen hat, tief enttäuscht ist:
Die Erde wurde immer verderbter vor Gott und war voll von Gewalttaten.
Als nun der Herr sah, daß die Bosheit der Menschen groß war auf der Erde und alles Sinnen und Trachten ihres Herzens immerfort nur böse war, da gereute es ihn, die Menschen auf der Erde geschaffen zu haben, und er wurde in seinem Herzen tief betrübt.
Das ist ein Gottesbild, das uns doch viel näher ist als der alte Gott, der immer nur sah, „daß es gut war“. Und es ist auch ein anderes Menschenbild, denn ganz offensichtlich wird der Mensch hier als freies Wesen geschaffen: er ist nicht (durch seine Gottähnlichkeit) von Grund auf gut, er hat die Freiheit, gut oder böse zu sein. Ein paar Absätze weiter (Genesis 8, 21) heißt es sogar:
Das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an.
Einen einzigen gerechten Mann hat er gefunden: Noah. Aber (und das ist leider selten genug im jüdischen und christlichen Glauben): Gott will auch die Tiere retten. Von jeder Art wird ein Paar in die Arche geschafft. Und der neue Bund, den er nach der Sintflut mit Noah und seinen Nachkommen aufrichtet, schließt alle Tiere mit ein:
Hiermit schließe ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Tieren des Feldes, mit allen Tieren der Erde, die mit euch aus der Arche gekommen sind.
Das Zeichen des Bundes zwischen Gott, Mensch und Tier war übrigens der Regenbogen, der heute leider nur noch, wie es die Wikipedia ausdrückt, „ein weltweites Symbol von selbstbewusst lebenden Lesben, Schwulen und Bisexuellen“ ist.
Auch Symbole erleben, wie man sieht, Höhen und Tiefen.