Eine Zeitlang – es mögen insgesamt zehn oder fünfzehn Jahre gewesen sein – hat man in Radio und Fernsehen russische Journalisten erleben dürfen – richtige Journalisten, die aus ihrer eigenen Sicht über die Welt berichtet haben.
Das ist vorbei. Den Berufsstand des Journalisten, wenn er denn nicht nur Lohnschreiber sein soll, hat Putin in Rußland fast ausgerottet. Und wie? So, wie es alle Diktaturen und alle autoritären Regime auf der Welt machen: durch Züchtung von gutbezahlten und regierungshörigen, gewissenlosen Propagandisten und durch Einschüchterung aller wirklichen Journalisten. Es ist nicht schwer, Menschen so einzuschüchtern, daß sie ihre Meinung nicht mehr sagen – Drohungen (auch gegen ihre Angehörigen) gehören dazu, Entlassungen, Schließung von kritischen Zeitungen und Fernsehsendern, und wenn das alles nicht hilft, holt man sich aus dem Lumpenproletariat Schlägertrupps, die sie auf dem Heimweg verprügeln. Das kann, wie im Fall Politowskaja, bis zum kaltblütigen Mord gehen.
Putin hat diesen Prozeß über Jahre hinweg mit großer Kaltblütigkeit vorangetrieben, und er hat sein Ziel erreicht. Außerhalb des Internets findet man in den russischen Medien kaum noch unabhängige, freie Stimmen. Es ist wieder wie in der Sowjetzeit: Journalisten werden zum Sprachrohr Putins erniedrigt.
Das sieht man auch hier bei uns immer deutlicher: was da an russischen „Journalisten“ in unseren Talkshows auftaucht, erinnert nicht nur sehr stark an die Vertreter von Prawda und Iswestija, wie sie einst bei Werner Höfer im „Frühschoppen“ saßen, nein: es sind dieselben Propagandisten wie damals, die brav ihren Auftrag erfüllen und hier nicht ihre eigene, sondern Putins Sicht der Dinge erzählen. Es sind Staatsfunktionäre, und man sollte sie, wenn man sie schon einlädt, nicht auf eine Stufe mit den echten Journalisten stellen, zwischen denen sie sitzen.
Das als Warnung, wenn Sie heute abend bei Jauch Dmitri Tultschinski sehen, den Vertreter der Nachrichtenagentur Ria Nowosti in Deutschland.