Der Genosse Putin ist im Grunde ein armer Wicht

Man braucht nicht mehr als ein bißchen Küchenpsychologie, um Putin zu verstehen. Er steckt, wie seine angeblich „kraftvolle“ und „demagogisch geschickte“ Rede zur Einverleibung der Krim gezeigt hat, voll von unverarbeiteten Kränkungen.

Keiner hat ihn richtig lieb – so könnte man seinen Gemütszustand zusammenfassen. Seit 1990 hat er alles verloren, was ihm lieb und teuer war: die große Sowjetunion auseinandergefallen, die Demokratie überall auf dem Vormarsch, Rußland selbst auf sein Kerngebiet reduziert. Und keiner niemand ihn richtig ernst! Die NATO rückt bis an seine Grenzen vor, nur Mütterchen Rußland selbst bleibt ein mächtiges Bollwerk gegen die Demokratie und die westliche Dekadenz.

Es ist wie bei jugendlichen Amokläufern: sie sind Einzelgänger, werden ausgegrenzt, erleben ihr Dasein als eine einzige Kette von Kränkungen. Das staut sich auf, und eines Tages nehmen sie die Knarre und schreiten zur Tat.

Wie jetzt Putin. Recht und Gesetz, die er schon in Rußland weitgehend abgeschafft hat, braucht er jetzt auch in den Außenbeziehungen nicht mehr. Seine Rechtfertigungsrede vor dem russischen „Parlament“ (man muß das Wort in Anführungszeichen setzen!) kann man, ganz biblisch, in drei Wörtern zusammenfassen: er weinte bitterlich. Er nennt alle Kränkungen beim Namen – und steht zu seinem Amoklauf in der Ukraine.

Und das ist das Gefährliche: mit diesem Amoklauf, der ja nicht sein erster war, wird es diesmal nicht sein Bewenden haben. Putin ist keineswegs ein „Realist“, sondern, wie man das heute gern nennt, eine „tickende Zeitbombe“. Sein Ruf ist jetzt ohnehin ruiniert, der Westen reagiert demokratisch milde – wer sollte ihn da an seinem nächsten Amoklauf hindern? Die Krim, sagt er, war immer russisch und wird es jetzt wieder. Wenn solche Begründungen gelten, ist die Eroberung der „Rest-Ukraine“ schon vorprogrammiert, denn in Kiew, in dem sich jetzt „Banditen“ und „Faschisten“ tummeln, ist vor fast tausend Jahren der Großfürst Wladimir zum orthodoxen Glauben übergetreten. Mit ein paar kleinen Sanktiönchen wird man Putin nicht daran hindern, sich auch dieses „alte Stück Rußland“ einzuverleiben.

Und was kommt dann?

Vielleicht bildet sich Putin wirklich ein, ein großer Staatsmann zu sein. Aber er ist es nicht. Er macht seine gefährlich Politik aus Gefühlen und Kränkungen heraus und wird immer unberechenbarer. Das mag ihm ein Gefühl der Allmacht verleihen, weil anders als Rußland die westlichen Demokratien an Gesetze und Verträge gebunden sind. Aber ein wirklicher Staatsmann handelt besonnen und vernünftig – und nicht blindwütig wie ein Berserker.

Die Häme, die Putin und seine erbärmliche Entourage jetzt über den Westen ausgießen, sollten wir geduldig ertragen. Nicht dem Alleinherrscher gehört die Zukunft, auch wenn er sich im Moment (wie einst Hitler nach der „Befreiung“ des Sudetenlands) im nationalen Überschwang sonnt. Nein, die Zukunft gehört der Demokratie, und auch das russische Volk wird eines Tages des Kraftmeiers mit seinen krankhaften Verfolgungsängsten überdrüssig sein.

Solange Putin herrscht, wird es freilich eine gute Nachbarschaft nicht mehr geben.

Dieser Beitrag wurde unter Politik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Antwort zu Der Genosse Putin ist im Grunde ein armer Wicht

  1. janik sagt:

    sie sind ein armer wicht,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert