Der Europarat hat Deutschland wieder einmal gerügt. Wir tun nicht genug gegen den Rassismus in unserem Land!
Es muß schön sein, in so einer europäischen Behörde zu sitzen: da ist man immer behäbig auf der Seite der Guten und kann es den Nationalstaaten einmal so richtig zeigen.
Deutschland ist nämlich, so lernen wir es aus dem neuesten Prüfbericht einer „Expertenkommission“ des Europarats, ein Hort des Rassismus. Es geht Schlag auf Schlag: die NPD, keine Sozialleistungen für alle (!) ohne Ansehen der Person, Ausweiskontrollen ohne Verdachtsgründe, die NSU-Morde, und natürlich: Thilo Sarrazin, das Gesicht des deutschen Rassismus schlechthin. Ach, das Wichtigste hätte ich fast vergessen: Lesben, Schwule, Transsexuelle!
Jetzt ist ja der Rassismus, wenn ich des Deutschen noch mächtig bin, eine Diskriminierung von Menschen auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu einer Rasse. Aber bilden denn Lesben und Schwule jetzt eine eigene Rassse? Da bin ich wohl in meinem Wissen noch nicht so weit fortgeschritten wie die Expertenkommission des Europarats.
Aber betrachten wir die Sache einmal ernsthaft. Die vielen wunderbaren Menschen in den Institutionen, von der UNO über Brüssel bis hinunter zum Diskriminierungsbeauftragten von Hintertupfingen, entdecken auf einmal überall Diskriminierung und Rassismus. Wie gaht das an?
Natürlich gibt es in Deutschland, wie in fast allen Ländern der Welt, auch wirklichen Rassismus. Es gibt den Antisemitismus geistig armer Dumpfbacken, und es gibt, nicht nur in den neuen Bundesländern, die heimliche Neigung zum Negerklatschen. Aber dieser echte Rassismus, zu dem man unbedingt auch den Antisemitismus vieler islamischer Neubürger rechnen muß, hat bei uns die gesamte öffentliche Meinung gegen sich – und alle Organe des Rechtsstaats. Selbst die NSU-Morde, die vom Europarat gegen uns angeführt werden, sind ein denkbar schlechtes Beispiel: denn die dritte Gewalt hat, wenn auch reichlich spät, bewiesen, daß sie selbst so fürchterliche Taten auf rechtsstaatliche Art und Weise und mit der gebotenen Gründlichkeit aufarbeiten kann.
Und Thilo Sarrazin? Er hat Themen aufgegriffen, die von den Medien und der politischen Klasse aus schlechten Gründen viele Jahre lang tabuisiert worden sind. Sein Buch war ein Stich ins Wespennest. Ein Rassist ist er nun wirklich nicht.
Es gibt nämlich auch, das sollte man festhalten, einen dümmlichen Antirassismus, der dem Rassismus an geistiger Schlichtheit nicht nachsteht. Dieser politisch korrekte Antirassismus, der vor allem linke und grüne Hirne benebelt, schustert sich im Kopf eine honigsüße Realität zusammen, die mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun hat. Da ist die Welt von allerliebsten Flüchtlingen bevölkert, allesamt hochbegabt und arbeitswillig, und so lieb und gut, daß es fast nicht auszuhalten ist. Dieser süßliche und durch und durch korrekte Antirassismus ähnelt ein bißchen dem Philosemitismus, der in Deutschland (natürlich aus verständlichen historischen Gründen!) schon immer gang und gäbe war. Aber jeder gewendete Ismus dieser Art beruht auf einem Menschenbild, das nicht von dieser Welt ist. Und vor allem: man tut den Menschen unrecht, wenn man sie diskriminiert, aber man tut ihnen auch unrecht, wenn man sie ins Engelhafte überhöht und unter Naturschutz stellt.
Wir alle sind einfach nur Menschen. Ob wir nun Asylbewerber, Klempner, Chefärzte oder Gemüsehändler sind, das sagt alles über unseren moralischen Status herzlich wenig aus. Ob wir homo- oder heterosexuell sind: das ist nur ein Windhauch. Wenn wir von der Mehrheit diskriminiert werden, dann ist das schlimm genug – aber es macht uns noch lange nicht zu besseren Menschen.
Deutschland – da bin ich mit unserem Bundespräsidenten einig – ist ein gutes Land. Es ist hin und wieder fast ein bißchen zu gut, zu eifrig, zu streberhaft, es will oft ganz besonders glänzen in seiner moralischen Güte, aber – seien wir einmal ehrlich – es gibt Schlimmeres. Wir haben dieses Schlimme in unserer Geschichte oft genug erlebt.
Wenn man dann liest, wie sich hin und wieder die Vereinten Nationen, die EU und so manche Organisationen über uns beschweren (ich denke nur an den Foltervorwurf durch Amnesty International!), kann man nur den Kopf schütteln.
Es gibt überall auf der Welt so viel wirklichen Rassismus, und es gibt überall auf der Welt so viel wirkliche Diskriminierung – deren solltet ihr euch annehmen, liebe Experten des Europarats, statt hier in Deutschland etwas in den Krümeln zu suchen.