Der letzte war ja auch wirklich ein bißchen einfach gestrickt – man denke nur an die litaneiartig wiederholten, leicht bescheuerten Redewendungen wie „wichtig und richtig“ oder „scheitert der Euro, dann scheitert Europa“ usw.
Aber jetzt hat Angela Merkel endlich einen Schreiber gefunden, der zu ihrem – sagen wir: etwas trockenen Redestil einen kräftigen Kontrapunkt setzt.
Das Internet, läßt er die Kanzlerin zum Beispiel sagen, sei eine „Verheißung“. Eine Verheißung! Wer hat je ein solches Wort auf das Internet gemünzt? Wer jemandem etwas verheißt, prophezeit ihm etwas, er will ihm (nach dem Duden) etwas nachdrücklich oder gar feierlich in Aussicht stellen. Etwas kann Glück verheißen – oder auch „nichts Gutes“. Was das Internet uns jetzt verheißt, darauf geht Merkel leider nicht näher ein.
Poetisch geht es weiter: wir Europäer seien „zu unserem Glück vereint“, und die Regierung wolle „dieses Glück schützen und wahren“. Wie schön! Da klingt sogar unsere Nationalhymne an, die freilich noch ein wenig poetischer ist als unser Redenschreiber: „Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland!“
Und was will die Regierung noch? Sie will
die Quellen guten Lebens allen zugänglich machen.
Die „Quellen guten Lebens“ – wunderbar. Und dann die Energiewende. Die muß einfach gelingen, denn
die Welt schaut mit einer Mischung aus Unverständnis und Neugier darauf, ob und wie uns diese Energiewende gelingen wird.
Das muß man sich einmal vorstellen: da macht man eine Energiewende, und die ganze Welt schaut einem dabei zu! Man sieht schon: dieser Redenschreiber beherrscht alle Facetten der deutschen Sprache, er hat aus der Quelle guter Sprachkunst getrunken.