Der Seehofer-Kretschmann-Code, vorgestellt am Beispiel des fokussierten Kapazitätsmechanismus

Wenn sich Seehofer und Kretschmann einig sind, muß man es mit der Angst zu tun bekommen. Und wenn es dabei um die Windenergie geht, noch mehr.

Kretschmann will mit den „schönen Maschinen“ (so nennt er die Windkraftanlagen) seinen schönen Schwarzwald noch schöner machen. Soll er nur – die Touristen, die ja nicht in den Schwarzwald kommen, um schöne Maschinen zu sehen, werden darüber mit den Füßen bzw. ihren Hotelbuchungen abstimmen.

Seehofer ist einer, der eigentlich zu nichts und niemandem eine dezidierte Meinung hat. Insofern paßt er sehr gut zur wunderbar wandelbaren Kanzlerin. Sie sind das Traumpaar der politischen Beliebigkeit. Beide wären, wenn es dieses Sternzeichen gäbe, im Zeichen des Chamäleons geboren. Oder, da sie ihr Fähnlein so gern nach dem Winde richten, vielleicht doch eher im Zeichen des Aeolus?

Seehofer, der zumindest große Teile Bayerns bis jetzt durch sein Lavieren und Taktieren vor der Verschandelung durch Windkraftmonster bewahrt hat, findet auf einmal Gefallen am Kollegen Kretschmann. In einer gemeinsamen Erklärung fordern die beiden mit großer Entschiedenheit – ja, was eigentlich?

An dieser Stelle muß ich ein Geständnis machen. Ich habe, auch wenn das schon ein Weilchen her ist, nicht wenige Semester Germanistik studiert. Und ich habe mich danach ein Leben lang (und immer liebevoll!) mit der deutschen Sprache beschäftigt. Auch mit den Feinheiten der Windenergie und des EEG habe ich mich inzwischen (leider!) vertraut machen müssen. Aber diese gemeinsame Erklärung von Kretschmann und Seehofer verstehe ich trotzdem nicht. Ich verstehe nicht, was die beiden eigentlich sagen wollen. Ist es vielleicht ein Code, eine Art Geheimsprache? Muß man zwischen den Zeilen lesen?

Zum Beispiel erschließt sich mir (trotz langen und konzentrierten Nachdenkens!) immer noch nicht, was ein „fokussierter Kapazitätsmechanismus“ ist. Das Wort erinnert mich an alte Computerprogramme, die aus Adjektiven und Substantiven immer neue absurde und völlig sinnlose Wortkombinationen generiert haben. Hat da vielleicht der Seehofer seinen alten C64 zum Treffen mit Kretschmann mitgebracht?

Aber vielleicht gibt es ja Journalisten, die das alles besser verstanden haben als ich? Die F.A.Z. hat sich an einer Entschlüsselung des Codes versucht und faßt ihr Ergebnis in diesem dürren Satz zusammen:

Die Ministerpräsidenten Seehofer und Kretschmann verlangen, dass Windkraftanlagen auch an schwächeren Standorten weiter rentabel betrieben werden können.

Das hieße doch, ins Deutsche übersetzt: auch wo wenig Wind weht, kann man ruhig Windräder aufstellen, denn dafür, daß sie für die Betreiber trotzdem rentabel sind, sorgt der Steuerzahler. Der Steuerzahler zahlt also für Strom, der gar nicht erzeugt wird.

Also, jetzt verstehe ich auch, warum die beiden Herren das so kryptisch ausgedrückt haben.

Dieser Beitrag wurde unter Politik, Windkraftanlagen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert