Krieg gegen Griechenland

Der Krieg, den Teile der internationalen Finanzwelt gegen Griechenland führen, wird immer absurder. Denn das Problem an sich ist fast läppisch: das kleine Land hat über seine Verhältnisse gelebt und bei seinen Bilanzen ein bißchen geschummelt. Und das genügt schon, um in ganz Europa für Untergangsszenarien zu sorgen?

Es gehörte von vornherein zu den für Laien schwer begreiflichen Aspekten der griechischen Schuldenkrise, dass ein Land, das kaum mehr als zwei Prozent zum europäischen Bruttoinlandsprodukt beiträgt, die ganze Währungsunion – und in der politischen Folge die ganze EU – in eine Existenzkrise treiben kann.

Das schreibt Günther Nonnenmacher heute in einem Kommentar in der F.A.Z. Aber es sind ja nicht nur die Laien, die ratlos sind. Die Regierungen mit ihren Expertenstäben sind es auch.

Es ist ein regelrechter Krieg gegen die Griechen im Gang gekommen – daran besteht kein Zweifel. Die Hintergründe werden aber wohl erst nach und nach herauskommen. Die Ratingagenturen sind dabei die treibende Kraft, sie gebärden sich als die Herren über ganze Völker und Kontinente, obwohl sie mit ihren Urteilen immer wieder falsch liegen und in den USA gegen sie ermittelt wird. Und die europäischen Regierungen? Sie haben sich zum Sklaven dieser „Agenturen“ gemacht, auch weil deren Einstufungen inzwischen Bestandteil von Kreditverträgen sind.

Inzwischen drischt auch Pimco, der „weltgrößte Bondinvestor“ (Financial Times) auf Griechenland ein. Der Pimco-Chef Mohamed El-Erian „rät Griechen zur Pleite“, wie es heißt. Und der Investmentchef von Allianz Global Investors Capital, Horacio Valeiras, droht schon Portugal und Irland dasselbe Schicksal an.

Es ist höchste Zeit, daß die europäischen Regierungen diesen Augias-Stall einmal ausmisten. Nicht Griechenland ist das Problem – das Problem ist eine Finanzwelt, die durch nichts legitimiert ist, aber in ihrer Anmaßung einen ganzen Kontinent ins Unglück stürzen kann (so wie es auch in der jüngsten Finanzkrise der Fall war).

Unsere Regierungen sind demokratisch gewählt – wo bleibt eigentlich ihre Würde, wo ist ihr Stolz? Warum kuschen sie vor diesen dubiosen „Gesellschaften“ und „Agenturen“? Das haben sie weiß Gott nicht nötig.

Diese Finanzgesellschaften schlagen jetzt auf Griechenland ein – morgen sind es Portugal und Irland, dann kommen die nächsten Kandidaten. Irgendwann sind auch wir an der Reihe. Wer jetzt – wie es in vielen Internetforen geschieht – an der Hetze gegen die Griechen teilnimmt, sollte sich genau überlegen, auf wen er da hereinfällt.

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