Pofalla – Wadenbeißer, Mann fürs Grobe, und jetzt Cheflobbyist?

Ronald Pofalla, 54, stammt, wie man nicht nur in der Wikipedia nachlesen kann, aus kleinen Verhältnissen. Er ist 1959 „als Sohn einer Putzfrau und eines Arbeiters“ geboren und hat es weit gebracht. Nach einem abgeschlossenen Studium der Sozialpädagogik hat er Jura studiert und ist inzwischen Sozius einer Essener Anwaltskanzlei. Darüber hinaus gehörte er, wie jeder weiß, bis vor kurzem zum engsten Kreis um Angela Merkel. Er war Generalsekretär der CDU und danach unter Merkel Chef des Bundeskanzleramtes.

Angela Merkel ist eine Lichtgestalt der deutschen Politik. Aber jede Lichtgestalt braucht Männer, die im Dunkel für sie arbeiten. Sie braucht Männer fürs Grobe – und dafür war Pofalla bestens geeignet. Grob (und zwar sehr grob!) wurde er, wenn sich in seiner Partei auch nur der geringste Widerstand gegen die Merkelsche Politik rührte: so hat er einmal seinen Parteifreund Wolfgang Bosbach (damals immerhin Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestags) mit diesen liebevollen Worten bedacht:

Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen. Du redest ja doch nur Scheiße.

Du machst mit deiner Scheiße alle Leute verrückt.

Ob diese Sprache womöglich seiner Herkunft geschuldet ist, tut hier nichts zur Sache. Viel interessanter ist, wie er noch vor Bildung der Großen Koalition seinen Abgang aus der Politik vorbereitet hat. In der Bildzeitung ließ er nämlich mitteilen, daß er endlich mehr Zeit mit seiner Lebensgefährtin verbringen wolle. Und, so konnte man in der Rheinischen Post lesen: er wolle eine Familie gründen.

Das sind natürlich sehr sympathische und menschliche Züge, die jeder verstehen kann. Wer könnte ihm deswegen böse sein?

In Wirklichkeit war das aber wohl nur eine captatio benevolentiae, ein psychologischer Schachzug, der seinen eigentlich Plan, nämlich so schnell wie möglich hochdotiert in die Wirtschaft zu wechseln, vorbereiten und mit einem menschlichen Mäntelchen verbrämen sollte.

Die Deutsche Bahn hat – was für ein Zufall! – eben jetzt im Vorstand ein neues Ressort für die langfristige Unternehmensstrategie und die Kontakte zur Politik in Berlin und Brüssel gebildet. Es ist mit jährlich über einer Million Euro dotiert und als Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik auf Pofalla optimal zugeschnitten.

Ach, armer kleiner Pofalla! Jetzt muß seine junge Lebensgefährtin doch wieder ohne ihn auskommen, und an eine Familiengründung ist nicht mehr zu denken.

Ja, unsere Politiker haben es nicht leicht.

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