„Wie kommen Eltern zu ihrem Recht?“
Das fragt, im Zusammenhang mit dem seit heute geltenden Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kleinstkinder, tagesschau.de.
Ich aber frage:
Wie kommen Kinder zu ihrem Recht?
Kinder haben nämlich ein selbstverständliches Recht darauf, erst einmal Geborgenheit zu erfahren und eine feste Bindung zu Mutter und Vater aufzubauen, bevor man sie in sog. „Betreuungseinrichtungen“ steckt. Dieses Recht der Kinder muß nicht in einem Gesetzestext kodifiziert sein – es ist ein Naturrecht und zugleich eine jahrtausendalte Praxis. Nur totalitäre Staaten wie die DDR haben daran gerüttelt, und es ist kein Zufall, daß „Ministerinnen und Minister“ der ostdeutschen Bundesländer strahlend mitteilen, daß sie die Vorgaben des Gesetzes sogar übererfüllen. Sie haben die alte DDR immer noch in ihren Köpfen. Uns hat es doch auch nicht geschadet, sagen sie. Und in einer DDR-Enzyklopädie liest man zum Beispiel:
In der Tageskrippe ist die Bindung des Kindes an seine Familie durch die tägliche Rückkehr ins Elternhaus voll erhalten.
Und sogar die „Ausnutzung der Sonnenstrahlen“ in der Krippe wird gelobt.
Nein, der tiefere Sinn der Krippen-Euphorie – damals wie heute – ist nur, die Mütter möglichst schnell wieder ins Arbeitsleben zurückzuführen. Sie sollen gar nicht erst auf die Idee kommen, daß es unendlich viel schöner (und für die Gesellschaft unendlich viel nützlicher!) ist, sich um die Erziehung seines Kindes zu kümmern, als an der Lidl-Kasse zu sitzen oder die Chefetage mit Excel-Tabellen zu versorgen.
Wir leben in einem Land, das Eltern keine Wahl mehr läßt. Der gesellschaftliche und vor allem der finanzielle Druck auf die Familien ist so groß, daß es sich kaum jemand mehr leisten kann, die Kinder zuhause zu betreuen. Wer es dennoch wagt, erntet von den fortschrittlichen Parteien nur Spott und Hohn („Heimchen am Herd“, „Herdprämie“ usw.)
Es ist der letzte Sieg der schlechten (nicht guten!) alten DDR über den Westen. Deshalb sage ich noch einmal: nicht, wie die Eltern zu ihrem Recht kommen, ist hier die Frage. Sondern: wie kommen die Kinder zu ihrem Recht?
PS: Viele alte Männer sind nicht gerade eine intellektuelle Zierde ihres Geschlechts – aber es gibt Ausnahmen. Eine dieser Ausnahmen ist Norbert Blüm. Er geht den dümmlichen Fortschrittsideologen à la Künast, Ströbele, Nahles usw. nicht mehr auf den Leim. Er nutzt die Narrenfreiheit, die man als alter Mensch hat (das tun leider nur wenige). Lesen Sie unbedingt seinen Gastbeitrag „Falsches Glück“ in der letzten Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung – er ist hier erfreulicherweise auch online einzusehen.