„Jahrhunderthochwasser“?

Was beim letzten „Jahrhunderthochwasser“ vor zehn Jahren – damals vor allem an der Elbe und ihren Nebenflüssen – noch völlig zurecht so bezeichnet wurde, als ein Ereignis nämlich, das einem Menschen nur einmal in seinem Leben widerfährt, hat sich jetzt, gerade einmal ein Jahrzehnt später, auf furchtbare Art wiederholt.

Die Abstände zwischen solchen verheerenden Naturkatastrophen werden kürzer, und sie kommen inzwischen so schnell, daß man sich nur schwer auf sie vorbereiten kann. Kaum ein Wissenschaftler bestreitet heute noch, daß der Mensch – sagen wir es zurückhaltend – zumindest maßgeblich an der Klimaerwärmung und damit an diesen Katastrophen schuld ist.

Die Menschheit freilich kann zwar solche Veränderungen herbeiführen, aber sie ist offenbar ganz und gar nicht in der Lage, auch deren Folgen abzuwenden. Dazu müßte sie nämlich erstens global und zweitens schnell handeln – und drittens auch noch freiwillig auf vieles verzichten, was uns allen an Komfort ans Herz gewachsen ist. Wenn man dann auch noch in  Betracht zieht, wie die meisten der großen Länder (Rußland, China, Brasilien) regiert werden, muß man alle Hoffnung fahren lassen. Aber auch bei uns wird kaum jemand über bloße Lippenbekenntnisse hinaus zu drastischen Eingriffen in seinen Lebensstandard bereit sein.

Muß man also pessimistisch sein? Ja, unbedingt.

Allein die Vorstellung, daß alle Regierungen der Welt den Ernst der Lage nicht nur erkennen, sondern auch entsprechend handeln könnten, hat etwas grotesk Märchenhaftes. Der Mensch kann zwar zerstören, und das mit einer Wucht, die man früher nicht für möglich gehalten hätte, aber zum globalen Handeln ist er offenbar nicht fähig. Ob das nun an der Struktur seines Gehirns liegt oder an der Unfähigkeit, soziale Verantwortung für die ganze Erde zu übernehmen, kann man getrost dahingestellt sein lassen.

Es ist, wie es ist.

Und doch ist und bleibt erstaunlich, daß so viele Menschen – trotz alledem! – die Hoffnung nicht aufgeben. Da ist also ein Funke, der weiter glüht, gegen alle Erfahrung und gegen alle Vernunft. Man muß sich nicht dafür schämen, wenn man ihn göttlich nennt, denn der common sense straft ihn immer und überall Lügen. Und doch ist er da und läßt sich immer wieder anfachen.

Er ähnelt jenem Wort, das (wohl fälschlich und in verschiedenen Versionen) Martin Luther zugeschrieben wird:

Wenn ich wüßte, daß morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.

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