Längst überfällig – damit ich nicht falsch verstanden werde! – ist nicht die eben gegründete Partei, die sich so nennt. Längst überfällig sind (und zwar fast auf jedem politischen Gebiet) echte Alternativen zu der Merkelschen Politik, die sich selbst lautstark und völlig zu Unrecht als „alternativlos“ und „unumkehrbar“ bezeichnet.
Nichts auf der Welt ist alternativlos, nichts ist unumkehrbar – die unsägliche Finanzierung von schlecht wirtschaftenden, zum Teil kriminellen Banken durch den Steuerzahler schon gar nicht. Auch die „Energiewende“, dieses Monstrum an Pfusch, ist weder alternativlos noch unumkehrbar. Sie ist – selbst wenn man grundsätzlich dafür ist (ich bin es ganz und gar nicht!) – handwerklich schlecht gemacht zum Gotterbarmen. Aber die Kanzlerin verbittet sich jede Alternative.
Sehen wir doch einmal, was die neue Partei an Kernsätzen unter anderem zu bieten hat (alles auf ihrer Internetseite nachzulesen):
Deutschland braucht den Euro nicht. Anderen Ländern schadet der Euro.
Wir fordern die Wiedereinführung nationaler Währungen oder die Schaffung kleinerer und stabilerer Währungsverbünde.
Jedes Volk muss demokratisch über seine Währung entscheiden dürfen.
Wir fordern dass die Kosten der sogenannten Rettungspolitik nicht vom Steuerzahler getragen werden. Banken, Hedge-Fonds und private Großanleger sind die Nutznießer dieser Politik. Sie müssen zuerst dafür geradestehen.
Jetzt möchte ich schon einmal wissen, warum sich nicht nur die etablierten Parteien, sondern auch fast alle Journalisten über solche Sätze erregen. Wenn Sie einmal die Liste der Unterstützer betrachten, werden Sie sehen, daß über die Hälfte von ihnen Professoren sind, viele davon Wirtschaftsfachleute. Also: nicht Physikerinnen oder Journalisten, sondern Akademiker vom Fach.
Und: viele von ihnen hatten ihre politische Heimat früher einmal – bevor Merkel die Ära der Beliebigkeit ausgerufen hat! – in der CDU. Es ist doch ganz normal: wenn eine Partei wie die CDU sich gegen jede Alternative abschottet, muß die Alternative von außen kommen. Da geht doch die Welt nicht gleich unter!
Warum also gerade in der Presse so viel Gift? Wo bleibt die journalistische Gelassenheit?
Die ZEIT zum Beispiel schreibt von „biederen Experten“, und: die Stimmung sei „unberechenbar“. Aber – und das schreibt die ZEIT nicht: so unberechenbar wie die Kanzlerin kann diese neugegründete Partei niemals sein. Die Deutsche Welle verlegt die Partei gleich an den „rechten Rand“ und moniert, daß einige ihrer Unterstützer „durch Bücher und Talkshow-Auftritte gutes Geld verdienen“. Was für ein vernichtendes Argument! (So etwas machen Politiker anderer Parteien nämlich niemals.) Und dann findet die Parteigründung auch noch, wie die Deutsche Welle feststellt, in einem „schicken Hotel“ statt! Man sieht: diese Partei schreckt vor nichts zurück. BILD hat es auch sprachlich immer am einfachsten: es ist die Partei der „Euro-Hasser“.
Natürlich versuchen Rechte jeder Couleur, sich an die neue Partei anzuhängen. Daß die sich für „klassische Bildung“ und gegen „Multi-Kulti-Erziehung“ ausgesprochen haben soll, ärgert besonders den Stern. Er bleibt auch hier seiner parteiischen und hämischen Art des Journalismus treu:
Auf dem Parteitag wird die Deutschtümelei offen zur Schau gestellt. Ein Mitglied trägt eine Deutschland-Schärpe, ein anderer Lederhosen. Beim Jubel wird eine Deutschlandfahne geschwenkt.
Ja, und? Man muß schon „linksliberal“ wie im tiefsten 20. Jahrhundert sein, wenn man das für guten journalistischen Stil hält.
Gottlob gibt es nicht nur solchen Schmäh-Journalismus. Wenn Sie einen ausgewogenen Artikel über die Parteigründung der „Alternative für Deutschland“ lesen wollen, dann sehen Sie sich doch einmal an, was Christoph Seils im Tagesspiegel geschrieben hat. Zumindest werden Sie dann sehen, daß es auch guten und ausgewogenen Journalismus gibt.
Und eines möchte ich am Ende auch noch sagen: diese neue Partei mag noch so unvollkommen sein, aber eine Alternative, auch wenn sie unvollkommen und unfertig daherkommt, ist auf jeden Fall besser für die Demokratie als eine Parteienlandschaft, die sich in lauter alternativlose und unumkehrbare Grundsätze einbetoniert hat.