Jetzt unternimmt der „linke Parteichef“ Alexis Tsipras den Versuch, eine Regierung zu bilden – nach dem Buchstaben der griechischen Verfassung. Er lehnt das aufoktroyierte Sparpaket strikt ab – und er hat recht. Griechenland soll totgespart werden, und die Griechen haben jedes Recht, um ihr Überleben und ihre Würde zu kämpfen.
Aber die deutsche Presse hetzt gegen die Griechen mit einer Aggressivität, wie sie lange nicht mehr da war. Griechenland soll der Sündenbock bleiben.
Tsipras, schreibt der Spiegel, „liebt die legere Pose“, er ist sogar – man höre und staune! – ohne Krawatte beim Präsidenten erschienen. Da darf man sich über die Folgen nicht wundern:
Deutsche Politiker und die EZB sind besorgt. Die Börsen brechen ein.
Das „Entsetzen über linken Wahlgewinner“ geistert durch alle Medien. Sammeln wir einfach ein paar der typischen Schlagzeilen:
Linke Frontalattacke gegen Geldgeber
Sparfeind auf Partnersuche
Der Wutfänger von Athen
Radikaler Linker versucht sein Glück
Tollkühn, realitätsfremd, lässig: Tsipras, der Anti-Politiker
Griechen wählen Chaos
Der griechische Patient verprügelt sein Ärzte
Macht eigentlich irgendeiner dieser Journalisten auch nur den Versuch, sich in den ganz normalen griechischen Wähler zu versetzen? Wen hätte er denn wählen sollen? Etwa die beiden alten, völlig desavouierten Parteien Pasok und Nea Demokratia, die an der griechischen Misere schuld sind?
Der Spiegel schreibt:
Der deutsche Aktienmarkt ging aus Sorge über die Zukunft Griechenlands auf Talfahrt.
Ich kann diese Arroganz der Wohlhabenden über die armen Griechen kaum mehr ertragen. Kein Banker sorgt sich nämlich um Griechenland – sie sorgen sich nur um ihr eigenes Geld.
Die Griechen sind ihnen völlig gleichgültig.