Der Rechtsanwalt Felipe Calderón, Jahrgang 1962, ist seit über fünf Jahren Präsident von Mexiko. In seine Amtszeit fällt ein gigantisches und für die mexikanischen Regenwälder womöglich tödliches Projekt: ausgerechnet im Bundesstaat Chiapas, wo sich die letzten Urwälder des Landes befinden, sollen in den nächsten zehn Jahren 500.000 Hektar Land für den Ölpalmanbau gerodet werden. Insgesamt sind Plantagen auf einer Fläche von 900.000 Hektar geplant – das ist ein Gebiet, das halb so groß ist wie ganz Sachsen. Was das für die Menschen bedeutet, die heute noch dort leben, die vielen Kleinbauern, die ihre Existenz verlieren, und die indigenen Völker, kann sich jeder ausmalen.
Denn bevor die Plantagen entstehen, muß erst einmal alles zerstört werden, was dem Anbau im Wege steht. Also: Kahlschlag, Rodung und Vertreibung der Bevölkerung. Und dann entstehen die Plantagen, die nur mit Unmengen von Wasser, Dünger und Pestiziden existieren können. Die ersten sechs Baumschulen, in denen die Ölpalmen gezogen werden (es sollen die größten Baumschulen in Lateinamerika sein!), grenzen von Süden her an den berühmten Lacandona-Wald „mit dem Biosphären-Reservat Montes Azules, das ein Drittel von Mexikos Artenvielfalt beheimatet“, wie man auf der Seite von Rettet den Regenwald nachlesen kann.
Ich finde es gut, daß es mittlerweile Gerichtshöfe gibt, die über alle Landesgrenzen hinweg Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ahnden dürfen. Dringend notwendig wäre aber ein Internationaler Strafgerichtshof für schwere Verbrechen an der Natur. Wer zum Beispiel durch die fortgesetzte Abholzung von Regenwäldern – wie in Brasilien und Indonesien – das Klima und damit letztlich auch die Existenz der Menschheit aufs Spiel setzt (von den Tieren und Pflanzen ganz zu schweigen), sollte doch wohl mindestens so streng bestraft werden wie die Kriegsverbrecher aus dem ehemaligen Jugoslawien.