Der Bundespräsident will die Affäre aussitzen, heißt es. Offenbar ist er der Kanzlerin, die ihn braucht, mehr verpflicht als der Bundesrepublik Deutschland.
Aber sehen wir einmal, was die Presse von ihm hält – alle Schlagzeilen stammen aus den letzten ein, zwei Tagen:
Um Wulff wird es einsam – kaum noch Rückendeckung (Reuters)
Der Krieg des Präsidenten (Stern)
Wulffs merkwürdige Telefonate (Spiegel)
Staatsoberhaupt Christian Wulff – Zu klein für das Amt (Stern)
Um Christian Wulff wird es jetzt einsam (Berliner Morgenpost)
Die Schonfrist für Wulff geht zu Ende (Welt)
Bei Anruf Wut (Tagesspiegel)
Der lange Abstieg in den Affärensumpf (Spiegel)
Wenn der Wulff zweimal klingelt (Berliner Morgenpost)
Parteifreunde aus der Heimat lassen Wulff fallen (Zeit)
Wulffs Entgleisung (Spiegel)
Bundespräsident Christian Wulff gerät ins Wanken (Berliner Morgenpost)
Kaum Rückhalt für Wulff in schwarz-gelber Koalition (Reuters)
Wulff hat die rote Linie überschritten (Badische Zeitung)
Rücktritt des Präsidenten immer wahrscheinlicher (Bild)
Da bleibt nur Mitleid übrig (Kölner Stadtanzeiger)
Wer kann Wulffs Nachfolger werden? (Berliner Zeitung).
Man muß es deutlich sagen: da hat nicht ein Herr Wulff bei einer Frau Springer angerufen, sondern der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Er hat in seinem Amt als Staatsoberhaupt eines der höchsten Verfassungsgüter – die Pressefreiheit – mißachtet. Daß er auch nur einen Moment lang überlegt, ob er im Amt bleiben soll, ist beschämend.
Aber man sollte nicht vergessen, daß es die Kanzlerin war, die Wulff auf Biegen und Brechen und aus bloß parteipolitischen Beweggründen in sein Amt gehievt hat. Es hat ein besserer, ein wirklich integrer Kandidat zur Verfügung gestanden – Joachim Gauck.
Daß der die Wahl gegen Wulff verloren hat, schmerzt heute noch mehr als damals.