Selbstverbrennungen in Tibet

Es ist eine fast unbegreifliche Art des Protests und zugleich, wie Lobsang Sangay, der politische Führer der Exiltibeter, sagt (hier nachzulesen), ein Zeichen für die „tiefe Verbitterung und Verzweiflung“ der Tibeter.

Die 20jährige Nonne Tenzin Wangmo aus dem Kloster Mamae Dechen Choekhorling nahe der Stadt Ngaba hat sich angezündet und ist bei lebendigem Leibe verbrannt.

Brennend habe sie nach religiöser Freiheit und der Heimkehr des im indischen Exil lebenden Dalai Lamas gerufen, berichtete Free Tibet unter Berufung auf exiltibetische Quellen. Andere Nonnen hätten ihre Leiche in das Kloster getragen, obwohl chinesische Sicherheitskräfte die Herausgabe gefordert hätten.

Es ist die fünfte Selbstverbrennung in der Provinz Sechuan allein in diesem Monat. Zentrum der Unruhen ist wieder das Kloster Kirti. Dort hatte sich im März dieses Jahres ein Mönch verbrannt. Daraufhin kesselten chinesische „Sicherheitskräfte“ (so nennt man dieses Pack in den deutschen Medien tatsächlich!) die Mönche ein, verprügelten sie, hetzten die Hunde auf sie und verschleppten viele von ihnen, um sie „patriotisch umzuerziehen“. Die Repressionswelle erfaßte auch die in der Nähe des Klosters liegenden Dörfer.

Seither ist es zu acht weiteren Selbstverbrennungen gekommen.

Die chinesische Parteidiktatur hat mit solchen Aktionen große Schwierigkeiten. Daß ein Mensch sein eigenes Leben opfert, um ein Fanal zu setzen für die kulturelle und religiöse Identität seines Volkes, das ist für den primitiven, von der Partei patriotisch geschulten Han-Chinesen gänzlich unfaßbar. Überhaupt erscheinen ihm ja die tibetischen Mönche wie Wesen von einem anderen Stern. Deshalb gibt ihm die Partei eine ganz einfache Erklärung: die Mönche sind verstockt und „kulturell rückständig“. Und sie sind undankbar! Da erbarmt sich die Partei ihrer, sendet ganz, ganz viele Chinesen nach Sechuan und Tibet, um ihnen Bildung, medizinische Versorgung und Wohlstand zu bringen – und sie bleiben immer noch renitent!

Dabei hätte man doch so gern aus Tibet ein einziges großes religiöses Disneyland gemacht, mit bunten Klöstern und staatstreuen Mönchen, die für die chinesischen Touristen tanzen, die Gebetstrommeln drehen und sich für ein paar Yuan fotografieren lassen – ein bißchen wie die Affen im Zirkus.

Statt dessen verbrennen sie sich! Es sind richtige Spielverderber, diese Mönche.

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