Spannende Geschichten am Holocaust-Gedenktag

Den Sender Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) kennt man hier in Hessen kaum, aber beim Zappen durch unsere Kabelkanäle – ein Unternehmen übrigens, bei dem einem die letzten Illusionen über das Wesen des Menschen zuverlässig genommen werden! – bin ich gestern zufällig bei der Sendung „rbb Kultur“ hängengeblieben.

Jedenfalls hat da eine (mir völlig unbekannte) Nadine Heidenreich – laut Wikipedia eine „deutsche Schauspielerin, Synchronsprecherin und Moderatorin“ – durch eine Sendung über den Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust geführt. Bei einem Satz aber, mit dem sie einen Sendeblock mit Veranstaltungshinweisen eingeleitet hat, ist mir denn doch ein bißchen „anders“ geworden:

Weitere spannende Veranstaltumgen zum Holocaust-Gedenktag gibt es jetzt in unseren Kulturtipps.

Ich bin Jahrgang 1950 und nicht (wie Frau Heidenreich) Jahrgang 1981, vielleicht liegt es ja daran, daß dieser Satz für sie völlig normal war, vermutlich verstünde sie meine Aufregung nicht einmal. Aber für mich ist es einfach ungehörig, im Zusammenhang mit der Schoa von „spannenden Veranstaltungen“ zu sprechen.

Das Wort „spannend“, das im Grimmschen Wörterbuch noch nicht vorkommt, ist heute fast zu einem umgangssprachlichen Synonym für „interessant“ oder „sehenswert“ geworden, das höchste Lob gilt einem Bericht, der als „spannende Geschichte“ bezeichnet wird.

Gewisse Anstandsgrenzen sollten bei der Verwendung der Umgangssprache im Fernsehen, zumal bei einem solchen Thema, schon eingehalten werden. Aber sprachliches Taktgefühl gilt nicht mehr viel in unserer Zeit.

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