Schmerzlich vermißt: Constanze Angermann

Daß Menschen einfach so verschwinden, kommt öfter vor, als man denkt. Schon sprichwörtlich ist der Mann, der abends schnell noch Zigaretten holen will und nie wieder gesehen wird. Daß aber eine Fernseh-Moderatorin verschwindet, ist ungewöhnlich.

Constanze Angermann hat im Wechsel mit anderen Moderatoren über 20 Jahre lang die „Hessenschau“ moderiert, jeden Tag ab 19.30 Uhr. Am 4. August moderierte sie ein letztes Mal, dann war sie mit einem Mal verschwunden. Keine Nachricht vom Sender, keine Pressemeldung. Die Zuschauer dachten, sie habe einen längeren Urlaub angetreten.

Dann kam Ende des Monats die Meldung der Bildzeitung, die zwei Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks zu Wort kommen ließ. Beide wollten – wohl aus guten Gründen – anonym bleiben:

Uns wurde auf einer außerordentlichen Sitzung gesagt, Constanze sei zu alt für den Schirm, der hr wolle sich in Zukunft jünger und frischer präsentieren.

Der hr hat wohl Angst, dass die jungen Zuschauer ausbleiben. Immer wieder ist von Verjüngung die Rede, in allen Bereichen. Wir fragen uns, ob 50 die neue Grenze ist? Dann würde Kompetenz auf der Strecke bleiben. Für uns ist diese Personalie alarmierend und nicht nachzuvollziehen.

Natürlich hat der Sender sofort dementiert: es sei keineswegs eine außerordentliche Sitzung gewesen, und das Alter der Moderatorin habe bei der Entscheidung keine Rolle gespielt. Ein Moderationswechsel sei „ein alltäglicher Prozess im TV-Geschäft“:

Immer wieder aber müssen Tradition und Neues neu austariert werden, damit die ‚Hessenschau‘ das Flagschiff der regionalen Information bleibt.

Eine TV-Sendung braucht immer wieder neue Impulse. Dazu gehören auch neue Gesichter vor der Kamera.

Das klingt sachlich und vernünftig, aber ein paar Fakten sprechen dafür, daß der hr sich da nur herausreden will. Frühere Moderatoren, die das hessische Publikum genauso wie unsere „Conny“ ins Herz geschlossen hatte, etwa Uwe Günzler, Frank Lehmann, Barbara „Babs“ Siehl und Holger Weinert sind alle an ihrem letzten Arbeitstag würdevoll verabschiedet worden. Zu Weinert liest man in der Wikipedia:

Am 31. März 2017 moderierte Weinert zum letzten Mal die Hessenschau und wurde anschließend von der Redaktion gebührend verabschiedet.

Warum hat man Constanze Angermann nicht „gebührend“ verabschiedet? Und wo bleibt eigentlich das neue „frische Gesicht“ der Hessenschau? Von einer Nachfolgerin ist jedenfalls weit und breit nichts zu sehen. Könnte der Rauswurf am Ende nicht doch daran liegen, daß sie kein gestyltes Püppchen war, mit dem man heute – fast immer vergebens – ein „junges Publikum“ gewinnen möchte?

So viel Schäbigkeit hätte ich dem Hessischen Rundfunk denn doch nicht zugetraut.

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1 Antwort zu Schmerzlich vermißt: Constanze Angermann

  1. Silvio Pellegrini sagt:

    in Italien würde man sagen: é incredibile
    Diese Art und Weise wie hier mit eine erfolgreichen und wie ich meine auch sehr hübschen Moderatorin umgegangen wird, gehört in das vorletzte Jahrhundert, oder in die Zeit wo viele Frauen als Hexen verbrand wurden, weil sie geistig ein wenig mehr drauf hatten als Männer. Da sind wir uns doch alle einig, daß dieser Rausschmiss doch nur von alten senilen Männern getroffen wurde

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