Er sei „enttarnt“ worden, schrieb letztes Jahr, ganz im Sinne der wieder beliebten Jagdszenen, der österreichische Standard. Gemeint war dieses Mal der britische Verteidigungsminister Michael Fallon. Was war geschehen? Der Minister hatte der Journalistin Julia Hartley-Brewer im Jahr 2002 mehrfach die Hand aufs Knie gelegt. Wenn er nicht sofort aufhöre, sagte sie darauf, werde sie ihm ins Gesicht schlagen. Fallon entschuldigte sich, und damit war die Sache erledigt.
Julia Hartley-Brewer bestätigte das vor ein paar Monaten noch einmal ausdrücklich auf Twitter:
This „incident“ happened in 2002. No one was remotely upset or distressed by it. My knees remain intact.
Das ist die souveräne Art, wie eine erwachsene Frau mit lästigen Männern umgeht. Da braucht es keinen juristisch-moralischen Schutzzaun um sie herum. Etwas ganz anderes ist es, wenn ein Mann seine (berufliche) Macht zu sexuellen Übergriffen mißbraucht, von Nötigungen und Vergewaltigungen ganz zu schweigen. Aber das ist ja das Fatale an der „me too“-Kampagne: daß sie alles, aber auch wirklich alles in einen Topf wirft, von einem dummen Spruch (Brüderle!) bis zu körperlichen Angriffen, die vor Gericht gehören. Alles ist auf einmal „übergriffig“, sogar ein harmlos-schönes spanisches Gedicht wie das von Eugen Gomringer, und das nur, weil darin von Frauen (mujeres) die Rede ist, und das lyrische Ich am Ende in die Rolle des Bewunderers (admirador) schlüpft.
In einer Welt, in der ein Mann nicht einmal mehr eine Frau bewundern darf, möchte ich jedenfalls nicht leben.