Ach, Gorbi!

„Unser Gorbi“, Michail Gorbatschow, ist jetzt 85 Jahre alt. Und während manche im Alter gelassener oder gar weiser werden, fällt Gorbatschow in den letzten Jahren eher durch merkwürdig überzogene, fast aggressive Reden gegen den Westen auf. Will er dadurch Sympathien in seiner russischen Heimat gewinnen? Das wird ihm nicht gelingen, denn die meisten Russen machen ihn immer noch persönlich für den Zerfall der Sowjetunion verantwortlich.

Was treibt ihn also an?

Die NATO hat auf ihrer Warschauer Tagung endlich klargemacht, daß sie den militärischen Schutz aller zum Bündnis gehörenden Länder ernst nimmt. Das steht zwar so auch in den Verträgen, aber Putins Einverleibung der Krim – die erste gewaltsame Grenzveränderung nach dem Zweiten Weltkrieg – und seine verdeckte Unterstützung der Banden in der Ostukraine haben eine Bekräftigung der Bündnispflicht gerade gegenüber den kleinen baltischen Staaten und Polen ratsam gemacht. Rußland hat schon seit 2008 im Rahmen einer neuen Militärstrategie mit Großmanövern in Königsberg und in der Ostsee eine Drohkulisse gegen das Baltikum aufgebaut. Der Überfall auf Georgien und die Besetzung der Krim waren Teil dieser Strategie. Daß sich die kleinen Mitgliedsländer der NATO dadurch bedroht fühlen, läßt sich denken. Es ist ja nicht die NATO, die Polen, Estland, Litauen und Lettland ihr Militär aufdrängt, es sind umgekehrt diese Länder, die angesichts der aggressiven Militärpolitik Putins dringend um Hilfe gegen den immer weniger berechenbaren Nachbarn gebeten haben.

Daß Gorbatschow jetzt allen Ernstes sagt, die NATO gehe „von einem Kalten Krieg zu den Vorbereitungen für einen heißen über“, ist allenfalls durch sein hohes Alter entschuldbar.

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