Das sollte man der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoğuz, einmal ins Stammbuch schreiben. Sie will zwar für die Resolution des Deutschen Bundestags zur Erinnerung an den türkischen Völkermord an den Armeniern stimmen, ist aber, wie sie sagt, gegen die Resolution, denn die, meint sie, werde die geschichtliche Aufarbeitung verhindern und Türen zuschlagen.
Die geschichtliche Aufarbeitung?
Kaum eines der großen Verbrechen der Geschichte ist so gut dokumentiert wie der Massenmord an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs. Deutschland trägt als damaliger Verbündeter des osmanischen Reiches eine Mitschuld an den Greueltaten und hat deshalb jedes Recht, heute frei darüber zu reden. Erdogan mag seinen Untertanen den Mund verbieten, aber der Deutsche Bundestag liegt denn doch etwas außerhalb seiner Machtbefugnis.
Es gibt eben, das muß man immer wieder sagen, im gesamten islamischen Raum keine Kultur der Selbstkritik, nicht einmal der gemeinsamen Scham über die Untaten der Vergangenheit. Das zu ändern, ist natürlich allein die Sache des türkischen Volkes. Aber frei zu beschließen, was er für richtig hält, das ist die Sache des Deutschen Bundestags.
Daran wird kein Sultan etwas ändern.
Erdogan hat gestern (1. Juni) in einer Pressekonferenz unverhohlen gedroht, daß -sollte die Resolution beschlossen werden- dies Auswirkungen haben wird auf die Beziehungen auf sämtlichen Ebenen (Handels-, Wirtschafts-, Politik-Beziehungen etc). Daß er dabei die Rolle der Türkei in der Migrantenkrise nicht erwähnte, macht die Drohung noch unverfrorener. Dieser Mann scheint in seiner Machttrunkenheit nicht zu wissen, wo seine Grenzen sind.